Heidi, obdachlos, über Arbeit, das Leben im Wald und ihren 18. Geburtstag.
Aufgefallen ist sie mir noch nie, die Knusprige Bäckerei. Der Eingang liegt direkt neben der stark frequentierten 13A-Bushaltestelle in der Gumpendorfer Straße in Wien-Mariahilf, zwischen Hipstercafés und Pop-up-Modegeschäften. Ähnlich unsichtbar ist Heidis Alltag als wohnungslose Frau in Wien. Sie ist eine von rund 10.000 Menschen, die laut Schätzungen des Fonds Soziales Wien vergangenes Jahr Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe genutzt haben, Tendenz steigend.
Ihren eigenen Alltag bringt Heidi allen Interessierten jeden Samstag bei Stadtführungen nahe: als ›Supertramp‹-Tourguide. ›Wien, meine steile Shoppingmeile‹, nennt sich ihr Rundgang in Mariahilf zum Thema Obdachlosigkeit. Ein Abstecher in die Knusprige Bäckerei steht dabei immer auf dem Programm. ›Grüß dich, Habibi!‹, ruft sie dem lächelnden ägyptischen Bäckereibesitzer zu. Die Sechzigjährige schaut täglich in dem Lokal mit den knallrosa glasierten Donuts und Spezialitäten aus Kartoffelteig vorbei.
Sie sind seit einigen Monaten als Tourguide unterwegs. Wie gefällt Ihnen diese Arbeit?
Das macht mir Spaß. Und seit kurzem zeige ich auch beim Straßentheater ›Meisterinnen der Unsichtbarkeit‹ den Leuten Orte, die für obdachlose Frauen in Wien wichtig sind. Da fließt viel Persönliches ein.
Das bringt Öffentlichkeit mit sich. Ihr Foto und Ihre Geschichte sind im Internet zu sehen. Dann weiß jeder: Das ist die Heidi, die ist obdachlos.
Ja, eh. Aber für mich war das keine Überlegung. Ich habe mir gedacht, das ist etwas für mich. Das Geld hat mich nicht gereizt, davon wirst du nicht reich. Aber wie beim Theater hast du bei den Führungen immer mit verschiedenen Leuten zu tun, du weißt nie: Wer ist da dabei? Ich beobachte gerne die Menschen. Es ist spannend, wie die reagieren: ›Na, das könnte ich nie! Um Gottes Willen, in so einer Kälte leben!‹ Mir gefällt das, wenn ich sie durch mein Leben führen kann.
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