Jenseits des Männerrandes
Autorinnen sind im Literaturbetrieb unterrepräsentiert. Unterwegs in einem kaum vermessenen Gebiet.
Ist die schöne Literatur in der Krise? Das klarste Ja kommt von Statistiken über sinkende Leserzahlen und vom allgegenwärtigen Jammer über die herrschenden Zustände. Daher wird in den Feuilletons von Zeit zu Zeit nach Auswegen gesucht, was sich häufig in Kritik an Schreibschulen und Debatten über ›Ärztekinder-Literatur‹ äußert – in der Regel, ohne irgendwelche Namen zu nennen oder auf Alternativen zu verweisen. Forderungen, was die Literatur muss oder müsste, gibt es aber genug (Gegenwartsbezug, weniger Ironie, mehr Ironie). Nun kommt kein Buch ohne Vermittlung aus: Es muss für potenzielle Leserinnen sichtbar werden. Netzwerke, die große, oft internationale Verlagshäuser, Literaturpreise, Kulturjournalisten und Buchhandlungen umfassen, geben dafür gewisse Strukturen vor. Was dort sichtbar wird, ist allerdings keineswegs erschöpfend (allenfalls im Sinn von beschwerlich).
Das bestehende Angebot wäre jedenfalls breit genug. Zum Beispiel Literatur von Frauen, die im klassischen Literaturbetrieb noch immer unterrepräsentiert ist (darüber wird hier nicht debattiert!). Das Problem liegt also auf der Seite der Wahrnehmung. Zwar stünden zumindest über das Internet die meisten Bücher rasch und in beinahe unbegrenzter Auswahl zur Verfügung, doch ohne Filter wird es auch hier schnell unübersichtlich.
Auf Twitter etwa hilft #readwomen. Das ist nicht nur ein Hashtag (den es auch auf Deutsch gäbe, #Frauenlesen, und der Nutzern als Suchbehelf dienen soll), sondern ein Gemeinschaftsaccount einiger Schriftstellerinnen und Übersetzerinnen, die Hinweise auf Literatur von Frauen sammeln und gebündelt weitergeben. Ein Teil der im Folgenden genannten Namen und Titel stammt jedenfalls aus dieser Quelle, deren Reiz gerade ihre internationale Dimension ausmacht.
Wörter: 1928
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