Der Brexit könnte für Nordirland brisante Folgen haben. Ein Besuch in einem gespaltenen Land.
Der graue Geländewagen bahnt sich seinen Weg über die grünen Hügel Fermanaghs, dem kleinsten der sechs nordirischen Countys. Hinter dem Steuer sitzt Eric Brown. Der schneidige Ex-Soldat mit dem grauen Bart ist das letzte überlebende Gründungsmitglied der South East Fermanagh Foundation (SEFF), einer Stiftung, die sich als Vertreterin aller unschuldigen Opfer des Nordirlandkonflikts in der Umgebung versteht. Brown kennt das Gelände, das er die ›killing fields von Fermanagh‹ nennt, wie seine Westentasche. Er rast über die engen Straßen und durch die uneinsehbaren Kurven. Alle zehn Minuten bremst er an einer Ecke abrupt ab, springt aus dem Auto und erzählt die blutige Geschichte des Ortes. Bushaltestellen, an denen Zivilisten auf dem Weg zur Arbeit starben. Landstraßen, auf denen am Höhepunkt des Konflikts jede Woche eine Bombe explodierte. Das Haus einer Bauernfamilie, deren ältester Sohn gezwungen wurde, einen Anhänger mit Sprengstoff in einen Militärposten zu fahren und der nur überlebte, weil der Traktor im Schlamm stecken blieb.
›Ihr wolltet die Grenze sehen, oder?‹ Brown grinst. Er biegt in eine kleine Landstraße ein, die sich im Zickzack an Bäumen und kleinen Teichen entlangschlängelt. Wasser spritzt an den Seiten des SUVs hoch, wenn er mit Anlauf in eine matschige Pfütze fährt. ›Jetzt sind wir in Irland. Jetzt in Nordirland. Jetzt wieder in Irland.‹ Brown macht das nicht zum ersten Mal, es ist eine gute Stelle, um Besuchern zu zeigen, für wie absurd er die Idee einer harten Grenze hält. ›Das ist verdammter Bullshit‹, sagt er, Angstmache. Niemand sei an einer harten Grenze interessiert, niemand würde dadurch gewinnen. ›Es wird keine Grenze kommen.‹
Wörter: 2985
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