Eine Geschichte braucht mehr als eine Reporterin, die sie schreibt. Eine Hymne auf das Rudel.
Wir Reporter wirken oft wie einsame Wölfe. Wir ziehen los, um mit Beute zurück in die Redaktion zu kommen. Dann steht unser Name über seitenlangen Texten. Und die Leser denken, wir hätten all das alleine gemacht. ›Was für harte Hunde‹, denken sie sich.
In Wirklichkeit sind wir in Rudeln unterwegs – mit Übersetzern, Fixern, Aktivisten, Fotografen, Protagonisten. Wir müssen uns den Weg freibeißen, manchmal müssen wir knurren, manchmal schnurren. Wir laufen im Gleichschritt, hie und da bricht einer aus.
Wir kriegen Prügel. Wir kriegen Streicheleinheiten. Manchmal schlafen wir in heruntergekommenen Hostels, in Campingzelten oder im Auto. Dann wieder laden uns die Mächtigen dieser Welt in ihre schmucken Residenzen ein. Wir teilen uns das Essen, das Bett, die Zigaretten. Wir teilen uns die Angst und die Wut auf diese ungerechte Welt. Aber auch die Freude und die Neugier, jeden Tag aufs Neue loszuziehen. Wenn wir uns lange genug kennen, dann entwickeln wir etwas, das im Journalismus manchmal mehr wert ist als jedes Insider-Wissen der Welt – den telepathischen Blick. Wir lernen, unsere Gedanken zu lesen, ohne ein Wort zu sagen. Dann wissen wir, wann es gefährlich wird und wir uns zurückziehen müssen. Wir wissen, wann jemand versucht, uns über den Tisch zu ziehen. Und wir wissen, wann wir sitzenbleiben müssen, weil es sich lohnt.
Wörter: 1931
Lesezeit: ~11 Minuten
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