Küchenfantasien im Hier und Jetzt
Warum man es sich im Bistro Fantasy nicht zu gemütlich machen sollte.
Die Gumpendorfer Straße wurde in den vergangenen Jahren Stück für Stück gentrifiziert und ist heute eine Meile des schicken Wiens, urban und angesagt. Auch die neue Tagesbar Bistro Fantasy trägt dazu bei: helle Wände, lackierter Betonboden, Plattenspieler an der Wand, gemütliche Stimmung bei gedämpftem Licht. Es gibt Weinflaschen als Kerzenständer, riesige Einweggläser mit fermentiertem Fenchel, Kürbis und Roten Rüben als Dekorationselemente und eine Karte voller Bergamotte-Sellerie-Agave-Cocktails und Naturweinen.
Der Bistrobegriff im Pariser Sinne ist in diesem luftig reduzierten Raum sehr weit gefasst, man sitzt jedenfalls wie im französischen Namensgeber einigermaßen beengt an kleinen Tischen. Das Lokal ist immer gut gefüllt mit munteren Leuten und es gibt Muscheln sowie Steak mit Pommes. Beim Anblick eines oben abgerundeten Türausschnitts in der halbverputzten hellgrauen Wand könnte man sich auch in einer antiken römischen Taverne wähnen, wird aber angesichts der köstlichen und sehr zeitgenössisch zubereiteten Speisen wieder in die Gegenwart katapultiert.
Als Einstieg trifft salzige Lachsforelle mit Kren, Sojasauce und Zitronenschale auf besonders aromatischen Fleischtomatensalat und Favabohnen mit Trauben-Salsa-Verde auf türkischem Joghurt. Auch die Hauptspeisen – exquisit gewürzte Merguez-Lammwürste auf Kartoffelpüree mit fein eingekochter Senfsauce und Steak frites in Pfeffersauce – sind sehr gut gelungen.
Hungrige haben dann noch Platz für ein Stück speckigen Brotpudding auf luftiger Vanillesauce oder etwas unterkühlte Crème brûlée. Doch trotz der tollen Küche und der freundlichen Stimmung sollte man es sich im Bistro nicht allzu gemütlich machen. Denn Reservierungen gibt es nur in Zwei-Stunden-Slots, Zeit ist Geld, auch hier hat der Zeitgeist der durchgetakteten Freizeit Einzug gehalten. •
Bistro Fantasy · Gumpendorfer Straße 22 · 1060 Wien