Letztlingswerk
Paul Auster ist gestorben. Das wussten Sie wahrscheinlich schon, sofern sie zu jenem großen Leserkreis gehören, auf den das Werk des New Yorker Bestseller-Autors einen nachhaltigen Einfluss ausgeübt hat. Möglicherweise haben Sie aber auch in diesem Fall nicht bemerkt, dass 2023, nach sechsjähriger Pause, noch einmal ein neuer, nun also letzter Auster-Roman erschienen ist: ›Baumgartner‹ ist kein Buch über den gleichnamigen österreichischen Fußballspieler, sondern über einen amerikanischen Universitätsprofessor mit gewissen biografischen Ähnlichkeiten zu seinem Autor.
Dem einsamen alten Mann im Roman ist zehn Jahre zuvor allerdings seine geliebte, ebenfalls Bücher schreibende Ehefrau durch einen tödlichen Badeunfall abhandengekommen – und der Roman kreist in erzählerischen Vignetten um die existentielle Frage, wie und wozu sich im Alter weiterleben lässt, wenn die, mit der man das Leben geteilt hat, nicht mehr da ist.
Auch in den Romanen seiner New-York-Trilogie, mit der Paul Auster in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre der internationale Durchbruch gelang, war es schon um Fragen des Verschwindens und der Auflösung des Individuums gegangen. Damals verpackte Auster das in mystische, kunstvoll surreal gestaltete Krimiplots, aus denen Protagonist wie Leser keinen klaren Ausweg fanden. ›Baumgartner‹ lässt den Krimi weg, die Themen aber bleiben die alten. Keine leichte Kost, aber ein würdiger Abschluss.
›Baumgartner‹ von Paul Auster, Rowohlt Verlag 2023