Macht es gut

Über die soziale Verantwortung von Unternehmen wird seit jeher diskutiert. Mit dem Begriff › Wokeness ‹ macht sich unter jungen Gründerinnen und Gründern eine neue Denkschule breit : das Unternehmen als aktiver Treiber für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz oder Inklusion. Während die einen darin die Keimzelle für einen neu ausgeformten, konstruktiven Kapi­talismus und gar einen Ausweg aus der Klimakatastrophe sehen, wird die Bewegung von anderen als verspielte Mode einer post­materiellen Generation abgetan. Wo liegt die Wahrheit ? Versuch einer Einordnung und einer Versöhnung in fünf Schritten.

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Illustration:
Mathieu Cadelo
DATUM Ausgabe Juni 2021

1. Wokeness – ein gefährliches Wort
Also, jetzt einmal ganz ehrlich : Sind Sie › woke ‹ ? Gehen Sie mit offenen Au­gen und wachem Blick durch die Welt ? Fällt Ihnen sofort auf, wenn Sie im Alltag strukturellem Rassismus begegnen, treten Sie womöglich dagegen aktiv auf ? Achten Sie bei Ihren Konsumentscheidungen darauf, ob sich hinter den Produkten und deren Lieferketten die systematische Ausbeutung der Natur oder von Menschen verbirgt ? Wenn Sie diese Fragen mit ›Ja‹ beantworten, oder sie zumindest gerne mit ›Ja‹ beantworten können würden, tja, dann sind Sie woke, selbst dann, wenn Sie den Begriff gerade zum ersten Mal gehört haben. Befassen wir uns ganz kurz damit : Das Wort selbst kam Mitte des 20. Jahrhunderts als afroamerikanisches Slangwort auf, eine Mischform aus ›awake ‹, also wach, und › woken up ‹ also aufgeweckt. Es vereint spie­ler­isch zwei Zeitformen – man ist woke, gleichzeitig ist diesem Zustand aber eine Veränderung vorangegangen : Man ist aufgewacht, wurde erweckt.

Dass das Wort heute eine so große Rolle spielt, hat viel mit Erykah Badu zu tun. Die US-amerikanische Soul- und Hiphop-Sängerin nutze es 2008 in ihrem Song › Master Teacher ‹, danach wurde es ab 2014 zu einem tragenden Begriff in der Black-Lives-Matter-Be­wegung. Bald ging seine Bedeutung weit über das Thema Rassismus hinaus, es beschreibt heute schlicht eine besondere Sensibilität gegenüber jeder Form sozialer Ungerechtigkeit oder ökologischer Missstände. 2017 wurde das Wort ins Oxford English Dictionary aufgenommen, war also im Mainstream angekommen.

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Wörter: 1940

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