›Macron ist hier Europas Superstar‹

Über Elefanten, Schneemänner und FPÖ-Thesen in Davos

Interview:
Stefan Apfl
DATUM Ausgabe Februar 2018

Sind Sie heil in Davos angekommen?
Heil angekommen. Der Weg war lang und schwierig. Hier sind Schneemassen, wie wir sie aus Kindheitserinnerungen kennen, die so eh nie stattgefunden haben. Vier Meter hohe Schneeberge, aus denen Straßen gefräst werden. Wunderschön!

Ist man da verlockt, mit anderen Männern in Davos Schneemänner zu bauen?
Es sind hier auch Frauen, Sie würden sich wundern. Es ist die höchste Frauenquote seit Beginn des Weltwirtschaftsforums. Noch immer nur zwanzig Prozent, aber immerhin. Und nein, keine Schneemänner.

Frauenrechte und Gleichberechtigung sollen heuer die Hauptthemen sein. Wie stelle ich mir das vor, ohne zynisch zu werden?
Es ist Thema hier, aber eines von vielen. Nachdem es jahrelang nur darum ging, die Weltwirtschaftkrise zu bändigen, stehen jetzt wieder wichtige Themen wie Gleichberechtigung und Klimawandel auf der Agenda.

Sind Sie jedes Jahr in Davos?
Nein, zum ersten Mal. Netterweise bin ich als ›Media Leader‹ akkreditiert. Hier sind erschreckend wenig Kollegen aus Österreich. Was viel sagt.

Wie stelle ich mir Davos jenseits der ­Klischees vor?
Gigantomanisch. Riesige Container für Registrierung. Ein Mediencontainerdorf, das größer ist als das Parlamentscontainerdorf am Heldenplatz. An jeder Ecke Scharfschützen. Hinter mir stand vorher John Kerry an, der ehemalige US-Außenminister. Auf jedem Panel gefühlt drei Premierminister. Die Diskussionen hier haben eine Qualität, die es wohl sonst nirgends auf der Welt gibt.

Ein Alpbach der Weltgemeinschaft.
Das haben Sie jetzt gesagt. Auf jeden Fall eine Liga, in der ich bis dato noch nicht spielen durfte.

Und alle warten auf Trump?
Ja. Er wird den Elefanten im Porzellanladen spielen.

Welche Figur macht Europa?
Den Macron hab ich in zwei Stunden. Er ist hier Europas Star, weil er genau das verkörpert, was in Davos aufgrund der harschen linken Kritik immer gut ankommt: ein Mitte-links-Politiker, der wirtschaftsliberale Reformen ankündigt.

Wurden Sie bereits auf die Regierungskonstellation in Österreich ange­sprochen?
Ja, natürlich! Auf einem hochrangigen Panel lautete eine These, Österreich sei der Beweis dafür, dass die Konservativen vom Rechtspopulismus übernommen worden sind. Und dass sich Europa daran gewöhnt habe. Die andere These lautete, man müsse rechte Parteien hineinholen, um ihre Regierungsverantwortung prüfen zu können.

Seit unserem letzten Gespräch vor zwei Monaten wurde die Regierung angelobt. Was seither an Aussagen von FPÖ-Politikern wie Kickl und Gudenus fiel, was an außenpolitischen Fauxpas geschah – siehe Bosnien-Herzegowina –, das be­reitet mir Sorge. Ihnen auch?
Da ist wirklich Unschönes passiert. Inhaltlich bin ich eher über das milde Programm überrascht, das von einer großen Koalition nur wenig abweicht. Ich sehe keine harte Arbeitsmarktreform, keine harte Pensionsreform. Mit Blick auf die SPÖ habe ich den Eindruck, dass die gesamte politische Landschaft gemeinsam eine Mitte-rechts-Regierung bildet.

In einem Kommentar schrieben Sie jüngst, dass Österreich großer Schaden drohe, wenn die FPÖ vor allem außen­politisch so weitermache. Kommen solche Warnungen überhaupt an?
Ach, bei Politikern kommt ganz selten an, was wir so schreiben.