Schenken Sie ein Jahr Lesefreude! Mit dem DATUM-Weihnachtsabo.

›Man sollte davon besessen sein‹

Chemiker Nuno Maulide über grantige Wiener, Homöopathie und Gin.

·
Interviewerin:
Nicola Löwenstein
·
Foto:
Barbara Mair
DATUM Ausgabe September 2019

›Mein E-Mail-System geht so: nur einmal lesen und dann sofort entscheiden: löschen, in einen Ordner verschieben oder direkt antworten.‹

›Wir haben 2019 und das Wort Chemikalie bedeutet etwas Schlechtes. Die Leute wollen ihr Essen, ihr Leben ohne Chemikalien. Das ist nicht nachvollziehbar, alles rund herum ist Chemie.‹

›Ich habe mich für das Chemie-Studium entschieden. Meine ehemalige Musiklehrerin damals auf der Uni sagte mir Jahre später: »Nuno, du kannst jetzt Profichemiker und Amateurmusiker sein.« Umgekehrt wäre es nicht möglich gewesen.‹

›Ein Molekül hat eine ästhetische Dimension.‹

›Gewisse schwefelenthaltene Substanzen stinken so stark wie die Pampers von Babies. Aber in ganz kleiner Menge, gemischt mit anderen Komponenten, gibt es einen gewissen »Push«, zum Beispiel in einem Parfum.‹

›Krebs zu heilen wird vermutlich nicht so möglich sein, wie wir uns das vorstellen. Wahrscheinlicher ist, dass man Krebs, wie HIV, zu einer chronischen Krankheit reduziert.‹

›Wien und Lissabon sind melancholische Städte. In beiden hat man das Gefühl, man sei in einer Imperialstadt, aber es gibt kein Imperium mehr.‹

›Wenn man sich mit Investments beschäftigt, sollte man zuerst mit einem Demo-Konto probieren, wo nicht das ganze Geld oben ist.‹

›Ich dachte mein Bankberater kümmert sich um alle meine Finanzen und sagt mir in welche Produkte ich investieren soll. Er ist ein sehr netter Mann, aber es gab einen Zeitpunkt, wo mir einiges über Finanzen auf einmal klarer war. Dann habe ich alles selbst in die Hand genommen.‹

›Wien und Lissabon sind melancholische Städte. In beiden hat man das Gefühl, man sei in einer Imperialstadt, aber es gibt kein Imperium mehr.‹

›Ein Wiener ist vielleicht sehr stolz darauf, dass er grantig und unfreundlich wirkt. Aber er wirkt nur so.‹

›Erst als ich zum »Wissenschaftler des Jahres« gekürt wurde, habe ich gemerkt, dass ich Deutsch relativ gut beherrsche.‹

›Die deutsche Phonetik finde ich großartig. Eine Sprache, wo alles geschrieben und gelesen wird. Im Portugiesischen gibt es Tausende
Buchstaben, die einfach stumm bleiben.‹

›Rein wissenschaftlich ist Homöopathie Placebo. Entweder ist der Wirkstoff da oder er ist nicht da, sorry.‹

›Ich quatsche sehr viel beim Schlafen.‹

›Wenn man etwas wirklich will, dann sollte man davon besessen sein.‹

›Drogen haben mich nie interessiert.‹

›Für den Giftcontainer unseres Instituts habe ich den Schlüssel versteckt.‹

›Wenn Sie nächstes Mal einen Gin Tonic trinken, können Sie an Chemie denken und eine UV-Lampe holen. Dann werden Sie sehen, dass Ihr Gin Tonic fluoresziert. Verantwortlich dafür ist der Naturstoff Chinin.‹

›Als Wissenschaftler würde ich gerne vorhersagen können, was Medikamente machen und mit welcher Effizienz. Das wäre der Ruin der
Pharmaindustrie.‹

›Das größte Rätsel unserer Zeit ist, wie das Leben entstanden ist. Dazu müssen Moleküle irgendwann erkennen, dass sie jetzt zusammenarbeiten müssen. Wie ist das passiert?‹

Sie können die gesamte Ausgabe, in der dieser Artikel erschien, als ePaper kaufen:

Bei Austria-Kiosk kaufen