Pest, Cholera, Tuberkulose: Wie die großen Seuchen Anlass für die Modernisierung Wiens schufen.
Im Jahr 1831 ging in Wien Anfang August die Angst um. Sie kroch den Graben hinunter zum Stephansdom, über den Asphalt des Kirchvorplatzes und die Rotenturmstraße entlang, die damals noch nicht so hieß. Die knapp 400.000 Bürger der Stadt und der damals noch nicht eingemeindeten Vororte und -städte saßen in ihren Häusern, fächelten sich die Furcht aus dem Gesicht und erwarteten die Ankunft eines Besuchers, den niemand empfangen wollte. Es war die ohnehin aufwühlende Zeit des Vormärz. Das aufblühende Bürgertum fand Gefallen an den Strömungen des Liberalismus und des Nationalismus, der traditionelle Adel schlug mit restaurativer Politik zurück.
Am 10. August, in einem Haus am Salzgries mitten in der Stadt, erreichte der ungewollte Besucher Wien. Es war die Cholera, die ab den 1820er-Jahren vom indischen Subkontinent aus langsam nach Europa hinüberschwappte und schwere Durchfälle auslöste. Ab September breitete sich die Krankheit aus, besonders in der Gegend um Judengasse, Kohlmarkt und die Wipplinger Straße. Die ersten Wellen kosteten 4.158 Wiener das Leben und stellte das Bürgertum vor ein Rätsel. In anderen Städten wie Neapel starben fast nur Bewohner der Armenviertel. In Wien war das anders. › Bei dem ersten heftigen Ausbruch der Krankheit wurden sehr viele aus der besseren Klasse befallen ‹, notierte der Arzt Carl Zeller, der im Auftrag des Fürsten Carl Egon von Fürstenberg die Krankheit in Wien und Brünn untersuchte. Was damals noch niemand wissen konnte: Die Krankheit, die keinen Unterschied zwischen Reich und Arm machte, würde auch einen Einfluss auf das zukünftige Verhältnis zwischen Arm und Reich haben.
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