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›Und manchmal hilft auch Alkohol‹

Die Autorin führt Gespräche ›Auf Leben und Tod‹, diesmal mit dem Kabarettisten und Schauspieler Manuel Rubey.

Manuel Rubey, wann war Ihnen das erste Mal bewusst, dass es den Tod gibt?
Mein Vater hat dankenswerterweise Dinge festgehalten, die wir als Kinder so von uns gegeben haben. Ich soll als Fünfjähriger am Begräbnis meiner Urgroßmutter gesagt haben: ›Sterben muss schirch sein, weil da bekommt man Erde in die Augen.‹ Ich glaube, in dieser Zeit ist mir der Tod bewusst geworden. Ich habe die Tradition meines Vaters fortgeführt, und unsere Tochter Ronja sagte eines Tages: ›Die Menschen, die gestorben sind, sind im Himmel. Wenn sie sich nicht an den Wolken festhalten, fallen sie runter und werden wieder lebendig.‹

Was ist der Tod für Sie?
Ich würde gerne irgendwas Esoterisches sagen, aber ich glaube leider: Er ist einfach das Ende.

Angst ist in Ihrem Leben ein großes Thema, haben Sie einmal gesagt. Ist da Angst vor dem Tod?
Ich bin sehr angstbesetzt. Frei nach Schlingensief: Ich bin eine Kirche der Angst. Daher habe ich natürlich auch Angst vor dem Tod. Er ist wahrscheinlich die größte Angst.

Was hilft Ihnen in der Angst?
Humor, Humor, Humor. Ich habe gerade vor einer Stunde einen Stand-up der wunderbaren Schweizer Künstlerin Hazel Brugger gesehen. Sie erzählt eine Geschichte über Zugfahren in Deutschland, und mitten in das Lachen der Menschen hinein sagt sie: ›Jetzt haben Sie gerade kurz nicht an den Tod gedacht, stimmt’s?‹ Und manchmal hilft auch Alkohol.

Sie sagen von sich selbst, Sie seien ein Hypochonder. Heißt das, dass Sie auch besonders gut auf sich aufpassen?
Nein, eigentlich nicht. Tut mir leid, wenn ich dauernd mit Zitaten um mich werfe, aber bei dem Thema kann ich nicht anders. Jetzt fällt mir die Band Tocotronic ein: ›Wir müssen uns verschwenden an die Dinge, die viel größer sind, als wir verkraften können.‹

Was sind Dinge, die größer sind, als Sie sie verkraften können?
Der Rausch, die Unvernunft und wahrscheinlich die Visionen, die man sich so macht und an denen man scheitern muss. Es gelingt nicht immer, dieses Scheitern gut zu finden. Die Dunkelheit ist, so glaube ich, auch größer, als wir verkraften können.

Der Tod als Dunkelheit? Was, glauben Sie, passiert nach dem Tod?
Es wird sein wie tief zu schlafen – nur ärger. Ohne Träume, ohne Erwachen.

Was gibt Ihrem Leben Sinn?
Das Leben selbst. Meine Kinder, meine Frau, Menschen, die ich liebe. Mein Beruf. Literatur. Essen. Trinken. Laufen.

In einem Interview sagen Sie, Sie sind ein Suchtmensch. Welche Sucht treibt Sie zur Zeit um?
Nachdem ich die ganz große Nikotinsucht nach zwanzig Jahren überwunden habe, bin ich darauf bedacht, keine neue zuzulassen, aber es ist mir bewusst, dass die Süchte an vielen Ecken lauern.

Worüber werden Sie froh sein, dass Sie es im Leben gemacht haben?
Dass ich mir wider alle Zweifel die Selbstständigkeit erlaubt habe. •