„Untreue Ehepartner sind eine stabile Einkommensquelle“
Name: Daniel Pöchhacker, 35
Beruf: Detektiv
Wie wurden Sie Detektiv?
Mein Vater war Berufsdetektiv und hat 1983 gemeinsam mit meiner Mutter die Detektei eröffnet, so bin ich reingerutscht. Mit 14 bin ich zum ersten Mal zu einer Observation mitgefahren. 2018 habe ich die Detektei übernommen.
Können Sie mit einer Pistole umgehen?
Ich wurde an der Waffe ausgebildet, ja. Ich traue mich auch zu behaupten, dass ich besser schieße als so mancher Polizist. Beruflich habe ich die Waffe Gott sei Dank noch nie gebraucht.
Beauftragen Menschen immer noch Berufsdetektive, um untreue Ehepartner zu erwischen?
Das ist eine stabile Einkommensquelle. Circa ein Drittel entfällt auf Personenobservation im ehelichen Umfeld, ein Drittel auf die Ergreifung von Ladendieben und der Rest auf Mietrecht, Krankenstandsüberprüfungen oder Abhörschutz.
Was kostet es, untreue Ehepartner zu überführen?
Der Stundensatz liegt bei 100 Euro, manchmal kommt noch ein Auto oder Motorrad dazu. Im Schnitt kostet so etwas zwischen 3.000 und 6.000 Euro. Das bekommen die Auftraggeber übrigens vom Ehepartner zurück, wenn es aufgrund der Untreue zu einer Scheidung kommt.
Wen observieren Sie öfter: untreue Ehefrauen oder Ehemänner?
Das hält sich ziemlich die Waage. Es gibt aber Unterschiede: Frauen nehmen ihre Liebhaber eher mit nach Hause als Männer.
Woran liegt das?
Entweder daran, dass oft immer noch die Frauen eher die Bettwäsche waschen. Macht das plötzlich der Mann, nachdem er seine Freundin dabeihatte, fiele das auf. Oder es liegt daran, dass Frauen aufmerksamer sind – sie würden eher merken, wenn eine andere Frau in ihrem Haus war.
Wie observiert man jemanden?
Informationen der Ehepartner sind sehr wichtig. Etwa: Gab es in den letzten Jahren oder Monaten -Veränderungen? Wird mehr Wert auf Körperpflege gelegt? Fand ein Jobwechsel statt? Oft lernen Menschen jemand Neues in der Arbeit kennen. Nimmt er oder sie das Handy mit aufs Klo oder entkoppelt die Freisprecheinrichtung, wenn beide Ehepartner im Auto sitzen? Und dann geht’s ans Praktische: Wie sieht der Tagesablauf aus? Welche Hobbys hat die observierte Person? Wo hält sie sich auf? Wenn man all das weiß, folgt man der Person, um ihr Verhalten kennenzulernen.
Was muss ein Detektiv können?
Berufsdetektive müssen agieren, nicht nur reagieren. Wenn ich erst die Kamera raushole, nachdem
sich zwei schon geküsst haben, ist es zu spät.
Was ist nicht erlaubt?
Jemanden abzuhören zum Beispiel. Wir verwenden also keine Wanzen, sondern spüren sie im Zuge des Abhörschutzes auf.
Lehnen Sie auch Fälle ab?
Ja, natürlich. Wir werden nur tätig, wenn ein rechtlich begründetes Interesse besteht. Ich werde etwa keine Person stalken, weil sich jemand ungesund in sie verliebt hat und wissen will, was sie tut.
Wie viel verdient ein Berufsdetektivassistent?
Das Einstiegsgehalt liegt bei etwa 1.500 bis 1.700 Euro netto. Mit einigen Jahren Erfahrung kann man bis zu 2.000 Euro netto oder mehr verdienen.
Gibt es viele weibliche Detektive?
Leider nein – ich würde mir mehr wünschen. Frauen werden gerne unterschätzt, was beim Observieren sogar hilfreich sein kann. •
Zahlen und Daten
In Österreich gibt es 445 Berufsdetektive und 519 Berufsdetektivassistenten. Berufsdetektive unterliegen dem reglementierten, bewilligungspflichtigen Gewerbe. Ausbildungen sind möglich, aber nicht zwingend notwendig. Wer keine Gewerbeberechtigung besitzt, kann als angestellter Berufsdetektivassistent arbeiten.
Die Branche macht einen jährlichen Umsatz von rund 30 Millionen Euro.
Einem Detektiv kann das Recht zur Ausübung entzogen werden. Etwa, weil Verschwiegenheitsgebote verletzt oder behördliche Untersuchungshandlungen beeinträchtigt werden oder weil nicht geeignete Personen als Berufsdetektivassistenten eingesetzt werden (Zuverlässigkeitsprüfung).
Quellen: WKO, AMIS, Statistik Austria