Von Beyoncé zu Adorno
Ist Cristiano Ronaldo ein selbstherrlicher, größenwahnsinniger Materialist, der seine Kinder wie Waren gekauft hat, oder einfach ein typischer Wassermann? Die schwedische Comicautorin Liv Strömquist setzt sich in ihrem jüngsten Buch ›Astrologie‹ mit der Frage auseinander, warum die Pseudo-Wissenschaft auch in unserer scheinbar vernünftigen, wissenschaftsfreundlichen Welt noch eine so große Rolle spielt.
In Strömquists grafischen, kulturwissenschaftlichen Popkultur- und Gesellschafts-Essays passen kritische Frage-stellungen zu soziologischen Themen mit klugen Beobachtungen zum Zeitgeist und guten Witzen zusammen, Freud zu Kanye West und Melania Trump zu den Azteken. Mit allerlei ironischen Haupt- und Zwischen-erzählungen beschreibt Strömquist -zunächst die zwölf Tierkreiszeichen und belegt ihre vermeintlichen Eigenschaften anhand prominenter Vertreter wie Napoleon, Beyoncé, Ayn Rand, Hölderlin und deren Leben und Wirken.
Dann dreht sie die Perspektive um, wechselt auf die -Metaebene – und der Comic erzählt plötzlich einen analytischen Essay von Theodor Adorno zum Thema -Astrologie nach und erläutert historische Tatsachen sowie psychoanalytische Deutungen des Phänomens. Strömquist kommt dabei, wie schon in ihren feministischen Vorgängerbüchern ›Ich fühls nicht‹ oder ›Der Ursprung der Welt‹, immer vom Hundertsten ins Tausendste. Dass sie trotzdem nie diffus und beliebig wirkt, sondern luftig und unterhaltsam dieses und jenes abhandelt und jede Lücke Lust auf mehr macht, ist ihrem cleveren, satirischen Storytelling zu verdanken.
Liv Strömquist:
Liv Strömquists Astrologie
2023, Avant Verlag