Wie wir heute schauen
Netflix, Youtube und Amazon lassen das klassische Fernsehen oft alt aussehen. Im Match mit den Weltkonzernen suchen die heimischen Sender ihr Heil in Eigenproduktionen und Lokalem.
Im Juni schickte ATV-Geschäftsführer Thomas Gruber eine Videobotschaft an die Screenforce Days, ein großes Treffen der Fernsehbranche in Köln. Es waren zehn Minuten voller Superlative. 281 Minuten verbringe der durchschnittliche Österreicher mit dem Anschauen von bewegten Bildern, davon 194 Minuten allein mit dem Konsum von TV-Sendern, sei es deren laufendes Programm, per Livestream oder Mediathek. Das Fazit von ATV-Mann Gruber an die deutschen Kollegen: Alles gut hier in Österreich.
Die Zahlen stammen aus der sogenannten Bewegtbildstudie: Unter 4.000 Österreichern lassen die heimischen TV-Sender gemeinsam mit der Rundfunk- und Telekomregulierung RTR jährlich die Nutzung von TV und Video abfragen. Dieser Konsum sei in der Pandemie sogar noch um eine halbe Stunde gestiegen – eben auf jene 281 Minuten, mehr als viereinhalb Stunden. Läuft also alles gut für Österreichs Fernsehsender? Die Antwort scheint trotzdem komplizierter zu sein. Wenn man in der Studie zum Beispiel den Fernsehkonsum der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen betrachtet, verzeichnen die traditionellen TV-Sender deutliche Verluste. So schrumpfte die Reichweite des linearen TV-Programms seit 2016 von 66 Prozent auf heute nur noch 32 Prozent. In ähnlichem Maße stieg die Zeit, die junge Menschen mit den Video-Streams der Konkurrenz verbringen, allen voran von Youtube und Netflix. ATV-Chef Gruber sprach bei seiner Botschaft nach Köln daher wohl nicht zufällig lieber von der größeren Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen – wo die Reichweiten der TV-Sender langsamer schrumpfen als bei den 14- bis 29-Jährigen.
Fest steht, das Fernsehen ist immer noch das größte Massenmedium, zugleich wird sein Publikum immer älter. ZDF-Chefredakteur Peter Frey beklagte kürzlich in der deutschen Zeit, welch schwierigen Spagat sein Sender hinbekommen müsse, um ›jüngere Zuschauer zu gewinnen, ohne zugleich die älteren zu verprellen‹.
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