Zuversicht aus Indien
Das Kulturjahr ist noch nicht vorbei, kurz vor Weihnachten kommt noch der sehr gute indische Film ›All We Imagine as Light‹ ins Kino.
Zwei Krankenschwestern aus der Provinz leben als Wohngemeinschaft in Mumbai, Anu ist jung und lebenshungrig, hat sich gerade in einen muslimischen Mann verliebt und fürchtet die Reaktion ihrer Eltern. Prahba ist älter und abgeklärter und betrauert, dass ihr (arrangierter) Ehemann ohne sie nach Deutschland ausgewandert ist und sich nicht mehr meldet.
Die beiden Frauen versuchen ein autonomes Leben, beruflich in der Klinik und als private Solidargemeinschaft. Sie halten den Kopf über Wasser und schaffen sich Nischen der Freiheit. Neben der Geschichte der beiden Krankenschwestern ist der Film das Porträt einer multikulturellen Megacity der Gegenwart, einem vielsprachigen und multireligiösen Melting Pot, in dem alle Zugezogenen ein besseres Leben suchen.
Die Probleme sind bekannt (archaische Genderstereotype, Gentrifizierung, Armut, Migration, Entfremdung, Einsamkeit), der Film zeigt anschaulich Lösungen (Freundschaft, Zusammenhalt, Feminismus, politische und ökonomische Gerechtigkeit). Als erste indische Regisseurin wurde Payal Kapadia für diese kluge und subtile Erzählung mit dem großen Preis der Jury in Cannes ausgezeichnet. Und zwar völlig zu Recht, denn selbst wenn ›All We Imagine as Light‹ gegen Ende ein paar Längen hat, macht er Hoffnung und Zuversicht. Und zeigt nicht nur Mumbai, sondern auch traumhafte süd-indische Strandlandschaften. Denn wenn nichts mehr geht im Leben, bleibt immer noch: das Meer, die Weite, der Horizont.
FR/IN/NL/LU 2024, 114 Minuten
Mit: Kani Kusruti, Divya Prabha,Chhaya Kadam, Hridhu Haroon
Kinostart: 20.12.2024