Das Sebastian-Kurz-Prinzip
Keine Hausmacht und trotzdem Partei und Staat im Griff. Auf welche ausgewählten Vertrauten der Kanzler baut.
Das Thema und der Unterschied sind nicht die Qualifikationen, die Menschen mitbringen. Der Unterschied ist, wie man sie einbezieht, welche Mittel man ihnen gibt, damit sie sich integrieren. Sie haben eine Menge beizutragen. Die Stärke des sozialen Netzes und die Investitionen, zu denen man in den ersten Jahren bereit ist, werden in den nächsten Jahren tausendfach zurückgezahlt .‹
Diese Zurechtweisung des österreichischen Bundeskanzlers durch den liberalen kanadischen Ministerpräsidenten Justin Trudeau bei der Münchner Sicherheitskonferenz Mitte Februar überraschte Sebastian Kurz sicht- und hörbar. › Ich wollte nur sagen … ‹, versuchte er eine Replik. Zuvor hatte er Trudeau den Unterschied zwischen Kanada und Österreich klar machen wollen: Als › exklusiver Klub ‹ habe es Kanada mit Zuwanderung leicht, weil es nur hochqualifizierte Leute aufnehme. Österreich habe es aber mit vielen unqualifizierten Flüchtlingen zu tun. Von den zehntausenden syrischen Flüchtlingen, die Kanada aufgenommen hat, sagte er nichts.
Man konnte Kurz’ Verblüffung bei dieser Diskussion gut verstehen. Als erfolgsverwöhnter Posterboy der europäischen Politik, in der das Versagen der Koalition mit der FPÖ nicht als Rückschlag gewertet wird, ist Kurz so schroffe Töne nicht gewohnt. Wer immer nur Lob hört, kann auf der internationalen Bühne schon leicht einmal außer Tritt und Atem geraten und zusammenhanglos etwas von der problemlosen Integration der › Töchter und Söhne der Botschafter ‹ bei der uno in Wien einwerfen.
Wörter: 1782
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