Der Moorpapst
Europa will seine Moore zurück: Sie sind wichtig für das Klima und gut für lokale Ökosysteme. Wie aber kann die Moorwende gelingen? Zu Besuch bei Michael Succow, der im deutschen Greifswald Pionierarbeit leistet.
Unweit der Ostseeküste, vor den Toren Greifswalds, liegt ein Ort, an dem die Zeit vorbeizufließen scheint. Wer von hier den Blick gen Altstadt richtet, wähnt sich in einem berühmten Gemälde eines berühmten Sohnes der Stadt, Caspar David Friedrichs ›Wiesen bei Greifswald‹. Alles hier wirkt wie damals, vor 200 Jahren. Die von Kirchen geprägte Stadtsilhouette. Darüber der weite Himmel. Davor die weiten Moorwiesen.
Diese Wiesen haben es Michael Succow, Träger des ›Alternativen Nobelpreises‹ und einer der bekanntesten Moorexperten der Welt, besonders angetan. Er wohnt am Rahmen des Gemäldes, von seinem Haus sind es nur ein paar hundert Meter bis zum Caspar-David-Friedrich-Blick, so heißt die Kreisstraße 4 in diesem Abschnitt tatsächlich. Die Moorwiesen – gut erhalten, unbebaut, nicht entwässert – sind aus Succows Sicht nicht bloß Überbleibsel der Vergangenheit. Hier eröffnet sich auch ein Blick in die Zukunft. Eine Zukunft, in der Moore wieder Moore sein dürfen.
›Die traditionelle Bewirtschaftung von Moorböden, durch Entwässerung, ist vorbei‹, sagt Succow nicht nur mit Blick auf die Wiesen vor Greifswald, sondern auf die Moore in Deutschland insgesamt. ›Eine solche Bewirtschaftung ist nicht mehr verantwortbar.‹ Mit dieser Sichtweise stehen Succow und andere Moorexperten nicht allein. Die europäische Politik stellt sich mittlerweile darauf ein, dass in der Landwirtschaft ein ähnlich tiefgreifender Umbruch bevorsteht wie bei der Energieversorgung. Auf die Energiewende folgt die Moorwende.
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