Mit Ketamin aus dem Rollstuhl
Seit Jahren kämpfen Long-Covid-Patienten gegen das Vorurteil, ihre Erkrankung sei psychisch. Ausgerechnet in der Behandlung mit Psychopharmaka und Narkosemitteln finden einige von ihnen nun die langersehnte Besserung. Ist das ein Widerspruch?
Es gibt zwei Tina Vollmanns. Eine, bevor sie an Long Covid erkrankte, und eine danach. Erstere ist ein Arbeitstier. Sie liebt Immobilienrecht, kann in kurzer Zeit dicke Wälzer zu dem Thema verschlingen und macht in der Kanzlei auch gern mal Überstunden. Vollmann hat ein gepflegtes Äußeres, trägt Louis-Vuitton-Tasche und hat als Juristin mit Anfang 30 beruflich bereits mehr erreicht als manche Menschen am Ende ihrer Karriere.
Und seit ein paar Jahren gibt es nun auch eine zweite Version von Tina Vollmann. Eine, die lange Zeit nur noch mit Rollstuhl und Sauerstoffmaske nach draußen kam. Die kaum zu sprechen vermochte und manchmal selbst die eigenen Eltern nicht erkannte. Tina Vollmann, die Long-Covid-Patientin.
Über die Jahre hat sie ganze Aktenordner voller Befunde, Überweisungen und unklarer Diagnosen angesammelt. Die schleppte Vollmann von Krankenhäusern zu Privatärzten mit sich herum. Und das lange ohne Aussicht auf Besserung.
Denn die Medizin kennt zwar Therapieansätze, aber keine gut erforschten Heilungswege für Long Covid. Weil es sich um eine Multisystemerkrankung handelt, reichen die Symptome von Erschöpfung und Schlafstörungen bis hin zu Erkrankungen des Herzens oder Darms. Long Covid zu behandeln, bedeutet für Mediziner deshalb auch immer herauszufinden, was dem einzelnen Patienten hilft – und was nicht.
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