Die rechte Hand des Marktes

Die FPÖ-Wirtschaftssprecherin Barbara Kolm engagiert sich bei einer UN-Nachhaltigkeitsinitiative, pflegt aber enge Verbindungen zu neoliberalen Klimakrisenleugnern. Wie passt das zusammen?

DATUM Ausgabe September 2025

Barbara Kolm ist eine widersprüchliche Frau. ›Verstehen Sie mich nicht falsch‹, sagt sie im Mai 2024 in einem Panel in Brüssel, ›ich bin Umweltschützerin und damit aufgewachsen, unsere Natur zu erhalten. Aber…‹ Dieses ›Aber‹ bringt Kolms Umgang mit Klima und Umwelt auf den Punkt. In der europäischen Hauptstadt sitzt die 60-Jährige nämlich nicht in der Generaldirektion für Klimaschutz der EU-Kommission, sondern auf der anderen Straßenseite im Gebäude genau gegenüber.

Kolm hat dort auf der Bühne des Thinktanks Mathias Corvinus Collegium Platz genommen. Das MCC hält zehn Prozent am größten Öl- und Gaskonzern Ungarns. Eine schwarze Logowand umgibt die österreichische Politikerin, als sie ihren Satz beendet: ›Aber ich will auch nicht zurück in dunkle Zeitalter.‹ Im Panel mit dem Titel ›Die Gefahren von Net Zero‹ sitzt Kolm neben einem Berater des größten klimaskeptischen Thinktanks Großbritanniens. Unter dem Banner ›Climate Change: Beyond the »Consensus«‹ schimpfen die Referenten auf die europäischen Klimaziele und stellen den wissenschaftlichen Konsens zur Klimakrise infrage.

Kolm ist seit 2024 FPÖ-Abgeordnete und Wirtschaftssprecherin, in den letzten Koalitionsverhandlungen wurde sie sogar als Wirtschaftsministerin gehandelt. Sie leitet zwei wirtschaftsliberale Denkfabriken, das ›Friedrich A. v. Hayek Institut‹ und das Austrian Economics Center – und zugleich den ersten ›National Hub‹ der UN-Initiative ›United for Smart Sustainable Cities‹, kurz U4SSC, die Städte weltweit bei nachhaltiger Entwicklung unterstützen soll. Ökologische Fragen seien ihr wichtig, betont Kolm immer wieder. 2019 sagte sie im Falter-Podcast, die Klimakrise sei ein ›massives Problem‹ und menschengemacht. Wie geht all das zusammen?

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