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Heimelige Künstlichkeit

DATUM Ausgabe Juli/August 2023

Akari ist eine japanische Oberstufenschülerin, lebt in einer Küstenstadt in einer auseinanderfallenden Familie und ist hauptsächlich: Fan. Fan eines männlichen J-Popstars, ihres Idols, dem sie ihr Leben widmet, in dessen Fanartikel sie ihr gesamtes Geld steckt, dessen Leben sie aufsaugt und auswendig lernt, online analysiert und in den sie sich verstrickt. Als Akaris Idol einem Fan gegenüber Gewalt ausübt, medial kritisiert wird und seine Karriere gefährdet ist, wird auch Akaris Leben zunehmend instabiler.

›Idol in Flammen‹ ist der zweite Roman der 1999 geborenen japanischen Autorin Rin Usami, mit dem sie sich als Shooting Star der japanischen Literatur etablierte. Bereits für ihr Debüt erhielt sie, als jüngste Gewinnerin seiner Geschichte, den prestigereichen Yukio-Mishima-Preis. ›Idol in Flammen‹ erzählt vom Druck, unter dem junge Frauen heutzutage erwachsen werden. Poetisch und originell, mit schlichter Sprache und präzisen Bildern schildert der Roman ein komplexes Innenleben. Eine stetige Aufforderung zum Lächeln und ein unbedingter Leistungs- und Schönheits-Imperativ ergehen an die Hauptfigur, die bei Zuwiderhandeln von ihrer Umgebung mit Beschämung und Isolation bestraft wird.

#In ihrer zunehmenden Einsamkeit flüchtet sie sich in sogenannte Soziale Medien und Träumereien von einer bunten Popmusik-Welt, in der nicht sie selbst, sondern das von ihr vergötterte Idol im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Eine Welt, deren Künstlichkeit für Akari jedenfalls anziehender ist als alles, was in ihrem Alltag auf sie wartet; und der, so ahnt sie es mit Blick auf ihre Mutter und Großmutter, auch in einer potentiellen Zukunft nicht freundlicher wird.

 

Rin Usami: Idol in Flammen
128 Seiten, Kiepenheuer & Witsch