Jetzt, wo der Strache weg ist
Vor vielen Jahren hielt ich in München einen Vortrag, dessen Titel so sehr auf der Hand liegt, dass ich ihn besser nicht sagen sollte, er ist mir schon so oft geklaut worden. Der Titel lautete : Tracht und Niedertracht. › Unsere Werte ‹, beschworen von der berühmten Rede des Kunasek im Bierzelt, haben mich an das Thema erinnert : › Aber eines ist schon klar, liebe Freunde ‹, sagte Kunasek zu seinen lieben Freunden, › unsere Lebensart hier in der Steiermark und in Österreich – wir trinken gerne a Bier, wir essen manchmal an Schweinsbraten und a Schnitzel. Manchmal a a bissl vü. Aber liebe Freunde, das ist unsere Kultur, das sind unsere Werte. ‹
Manchmal kommen aus den Liederbüchern in der Steiermark noch ganz andere Werte zum Vorschein als die eines harmlosen Phäakentums, das man › uns ‹, jedenfalls den › lieben Freunden ‹, leicht andichten kann. Kunaseks freundliche Worte waren ein Teil seines Abwehrkampfes gegen Religionen, die anderen Speisevorschriften den Vorzug geben und die vielleicht unsere › Lebensart ‹ unterwandern wollen. Dazu fällt mir ein Interview ein, das der Parteiintellektuelle Mölzer gab, sachkundig über die Identitären. Diese Heißsporne seien halt von ihrer Jugendlichkeit inspiriert und redeten von solchen Sachen wie › Bevölkerungsaustausch. ‹ – › Aber hören Sie ‹, sagte der Radioreporter, › Sie haben doch selbst so gerne von ‚Umvolkung’ gesprochen. ‹ – › Ja, ‚Umvolkung’, aber die gibt es doch wirklich ‹, sagte Mölzer, und er zog aus dem numerischen Schatzkästlein seiner Partei ein paar Ziffern hervor, mit denen er wieder einmal alles, was er sich wünscht, einwandfrei beweisen konnte.
Wörter: 1965
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