Seit 17 Jahren ist Ulli Sima Mitglied der Stadtregierung. Ihr öffentlicher Auftritt wirkt stellenweise skurril und unpolitisch. Man sollte sich davon nicht täuschen lassen.
Eine Woche im Leben der Ulli Sima kann ziemlich aufregend sein. Am Samstag steht sie mit wehenden Haaren auf einem Radweg. Am Sonntag backt sie Himbeermuffins. Am Montag startet sie eine Bürgerbeteiligung. Am Dienstag weiht sie eine Infotafel am Schwendermarkt ein. Am Mittwoch posiert sie mit neuen Lebensmittelkontrolleuren. Am Donnerstag bestaunt sie eine Kunstinstallation. Am Freitag feiert sie den › Earth Day ‹. Auf den Social-Media-Kanälen der Wiener Stadträtin gilt › Good Vibes only ‹. Man verrät nicht zu viel, wenn man sagt, dass dahinter wohl auch ein gutes Stück Kalkül stecken dürfte.
Ulrike Sima, die schon so lange › Ulli ‹ heißt, dass auch die meisten Medien diese Kurzform übernehmen, ist seit 17 Jahren Stadträtin in Wien. Die 52-Jährige war in der Stadtregierung lange für Umwelt zuständig, hatte die letzten fünf Jahre aber auch Brocken wie die Wiener Linien oder die Stadtwerke in ihrem Ressort. Sima gilt als beinharter Machtmensch mit einem besonderen Blick für öffentliche Wirkung. Der Kurier nannte sie eine › Populismus ‹-Stadträtin. Das ist gemein, darin steckt aber vermutlich ein Funken Wahrheit.
Seit knapp einem halben Jahr steht die Politikerin einem neuen › Innovationsressort ‹ vor : Verkehr, Stadtplanung, Digitales. In den ersten Monaten nach ihrem Antritt im neuen Ressort wurden einige Projekte ihrer Vorgängerinnen, wie die › autofreie ‹ Innere Stadt, gestoppt. Pop-Up-Radwege werde es mit ihr nicht geben, sagte sie in Interviews. In Wiens Rad-Community rumort es seitdem deutlich. Das Bild, das sich durchsetzte, war : Eine Mobilitätsstadträtin, die gegen Radwege ist.
› Ja, das wundert mich auch etwas ‹, sagt Sima. Es ist ein Dienstag im Mai, die Stadträtin sitzt in ihrem geräumigen Büro im Rathaus, mit Blick Richtung Universität. › Man will mich da in ein Betonierer-Autofahrer-Eck stellen, in dem ich mich überhaupt nicht zu Hause fühle. ‹ Sima führt das auch darauf zurück, dass die Grünen – bislang für Verkehr und Stadtplanung zuständig – das Ende der Koalition nicht verwunden hätten. Und doch haben sich mit der neuen Ressortchefin Dinge verschoben, in den Prioritäten wie in der Kommunikation. › Ich hab versucht, ein bisschen wegzukommen von dem polarisierenden Jeder gegen Jeden, hin zu einem Miteinander ‹, sagt Sima. Die Menschen würden alle Verkehrsmittel nutzen, es sei falsch, diese gegeneinander auszuspielen. › Wenn man in ein bis zwei Jahren Bilanz ziehen wird, wird man vielleicht sagen, dass wir mehr für die Radfahrer tun konnten als die Grünen, weil wir auf Kooperation mit den Bezirken setzen. ‹ Die Bezirksvorsteher seien keine strukturkonservativen Blockierer. Sie würden sich förmlich überschlagen mit Vorschlägen, man müsse sie nur abholen.
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