Wie Österreich bei der Integration von Asylwerbern versagt.
Die Asylwerber sollen sich wenn möglich nicht auf der Straße aufhalten. Diese Regel gilt in Gramatneusiedl, einer Gemeinde südöstlich von Wien, für die vierzig Männer unter den sechzig Asylwerbern im Ort. Darum sitzen sie meistens in ihren Zimmern, in denen sie warten, seit zehn, seit elf, seit zwölf Monaten, und gehen selten auf die Straße. Die Leute, heißt es, würden das nicht wollen. Diese Geschichte handelt davon.
Und von Sebastian Schirl-Winkelmaier, der im September 2015, als die ersten Geflüchteten nach Gramatneusiedl kommen, ganz vorne im Saal steht und sie mit einem kräftigen ›Welcome!‹ begrüßt. Der in der Zeit der Willkommenskultur zu einem freiwilligen Helfer wird und sich an diesem Tag fragt: ›Wäre ich nicht hier, wer würde sich um die Menschen kümmern?‹ Es ist der Moment, in dem er die Verantwortung übernimmt. Was er damals nicht weiß: Er wird sie bis heute tragen. Jetzt, ein Jahr später, fragt er sich: wie lange noch?
Es wird um eine junge irakische Familie gehen, die nach ihrem ersten Jahr in Österreich von einer kleinen Gemeinde in die Stadt zieht in der Hoffnung auf eine größere Chance. Und nun erkennt: ›Wir sind verloren.‹ Und um jene ältere Frau, die sich in dieser Gemeinde um sie gekümmert hat und die jetzt eine Frage quält: ›Warum sind sie einfach gegangen?‹
Es wird um die Bedeutungskraft einer orangefarbenen Arbeitsjacke gehen.
Und um einen Bürgermeister, der, anders als die meisten Bürgermeister im Land, freiwillig und schon im August 2015 Menschen aus Syrien und dem Irak aufgenommen hat. Der die Versorgung und Integration der Geflüchteten als eine Situation ansah, die es zu lösen gilt. Johannes Pressl, Bürgermeister von Ardagger, ÖVP-Mitglied, fühlt sich vorbereitet in diesem Spätsommer 2015. Er hat sich einen Plan zurechtgelegt. Pressl ist optimistisch. Heute sagt er: ›So, wie ich mir das vorgestellt habe, funktioniert das nicht.‹
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