›Weihnachten ist die Ernte‹
Name : Karin Haider, 58
Beruf : Puppendoktorin
Was genau tut eine Puppendoktorin?
Ich repariere kranke Puppen, Plüschtiere und Spielzeug. Außerdem machen wir Anfertigungen. Wenn jemand ein Spielzeug verliert, nähen oder bauen wir es nach. Ohne ein gewisses Helfer-Syndrom gelingt der Job nicht, und kinderliebend sollte man sein. Geduld und handwerkliches Geschick sind auch wichtig.
Wo lernt man dieses Handwerk?
Nirgends, das ist kein offizieller Lehrberuf. Ich habe mir alles selbst beigebracht. Ich habe schon früh in der Jugend angefangen, kleine Reparaturen bei Puppen von Freundinnen vorzunehmen und bin dann hineingerutscht.
Können Sie jedes Spielzeug wieder herrichten?
Ja, außer es ist batteriebetrieben und es gibt keine Ersatzteile. Grundsätzlich brauchen wir für die meisten Reparaturen Zangen, Pinzetten, Schleifpapier und Sprühfarben. Näherinnen -machen die Kleider für unsere Puppen.
Wie viel verdienen Sie?
Im Monat etwa 1.600 Euro netto. Eine Reparatur kostet 20 bis 600 Euro und manchmal mehr. Alles ist Handarbeit und hier gefertigt.
Wann sind denn die besten Zeiten für eine Puppendoktorin?
Zu Weihnachten, das ist die Ernte. Da bin ich nicht mehr Puppendoktor, sondern das Christkind für die Kinder.
Was macht eine gute Puppe aus?
Für Babys soll sie kuschelweich sein und keine Haare haben. Das Interesse am Bürsten kommt erst mit fünf Jahren. Hübsch müssen sie mit der Zeit auch werden, und umziehen sollte man sie können. Mit dem Alter steigen auch die Ansprüche. Vor allem bei Sammlern. Der schaut auf die Marke und den Zustand.
Welche Geschichten erzählen Ihre Kunden über ihre Puppen?
Ich habe viele Kunden aus der Kriegsgeneration, die ihre Puppe gegen Essen tauschen mussten. Sie versuchen oft, ein identisches Modell wiederzufinden, weil sie noch eine enge Beziehung dazu haben. Während des Krieges teilten sie alle Sorgen und Freuden mit ihrer Puppe. Dieses eine Stück zu verlieren, war traumatisierend für sie.
Dienen diese Puppen auch als Kinderersatz?
Ja. Es gibt lebensechte ›Reborn Babies‹. Die werden wie Kinder behandelt. Momentan sind aber pädagogische Puppen im Trend. Das sind Tier-Puppen, in die man mit einer Hand hineinschlüpft. Der Spieler spricht und steuert sie. Sie sind für alle Altersgruppen geeignet.
Wann brauchen denn Erwachsene eine pädagogische Puppe?
Eine meiner Kundinnen verwendet sie für die Paartherapie. Ich habe auch selbst welche zu Hause, sie sind meine Lieblinge. Man kann durch diese Puppen viel mehr sagen. Ganz egal ob dem Partner oder jemand anderem. Ich habe dafür eine Fledermaus, Gaston, der mittlerweile Familienmitglied ist.
Haben Sie vor manchen Puppen Angst?
Manche schrecken mich, wenn ich ein Paket öffne und sie ganz oben liegen. Im Moment haben wir einen Nachbau von Slappy, eine Puppe aus einer Horrorfilm-Reihe da. Der ist auch nicht ohne. (lacht)