›Wer Angst hat, schießt zuerst‹
Der Sänger Marco Michael Wanda über Hits, Hass und Schmerzensgeld.
Es hat etwas Surreales: Just in dem Moment, in dem das Gespräch mit dem Sänger der Band Wanda beginnen soll, spielt der Regionalradiosender im verrauchten Stammcafé des 29-Jährigen im zweiten Wiener Gemeindebezirk deren Lied ›Gib mir alles‹. Direkt nach Elton John und unmittelbar vor Billy Joel. ›Das ist natürlich schräg‹, sagt Marco Michael Wanda leicht irritiert. ›Hoffentlich ist es schnell vorbei.‹ Aber er fängt sich gleich wieder: ›In diesem Song kommen Wörter wie »Morphium« vor. Das zwischen all den Gute-Laune-Nummern zu hören ist unfassbar. Aber genau das habe ich mir als Sechsjähriger schon gewünscht. Ich hatte eine Radioshow in meinem Kopf, und meine ersten Kompositionen waren touretteartige Aneinanderreihungen von Schimpfwörtern. So gesehen: mission accomplished!‹
Soeben ist ›Amore meine Stadt‹ auf CD und DVD erschienen, der Mitschnitt von Wandas umjubeltem Konzert vor 12.000 Menschen im April in der Wiener Stadthalle. Im Dezember geht die Band auf Österreich-Tour; am Tag vor diesem Gespräch sind sie aus Bologna zurückgekehrt, wo ihre herbstliche Mittelmeerkreuzfahrt mit Fans geendet hat.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, heißt es. In diesem Sinne: Wie war die ›Bussi‹-Kreuzfahrt, Herr Wanda?
Wenn wir mit 200 Verrückten auf Kreuzfahrt gehen, erinnern wir uns kaum, was wir zu erzählen hätten. Nein, es war echt super, eine tolle Erfahrung und wilder, als ich mir gedacht hatte. Dieses Schiff ist ein in psychedelischem Kitsch gehaltener Wahnsinn, und mittendrin halt wir.
Hat Sie der intime Rahmen an die Anfänge der Band erinnert?
Man liebt das Intime nach wie vor, aber das Ganze ist eigentlich gemacht, um möglichst viele in einen Rausch hinüberzuführen. So schön es ist, manchmal im kleinen Rahmen zu spielen, wünscht man sich dann doch, dass sich das Publikum anonymisieren und die Hemmungen fallenlassen darf. Was umso eher passiert, je mehr Menschen zusammenkommen.
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