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Editorial Mai 2021

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Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe Mai 2021

Liebe Leserinnen und Leser !

Gehören Sie zu jenem Viertel Österreichs, das laut Bundesregierung bereits eine Impfung erhalten hat ? Haben Sie vielleicht sogar Ihre Begeisterung über die Organi­sation der Impfstraßen mit Freunden geteilt und ein Bild von dem Pickerl gepostet, das jetzt in Ihrem Impfpass klebt ? Oder sind Sie Teil der noch ungeimpften Mehrheit und ärgern sich vielleicht schon, dass Sie selbst oder gefährdete Angehörige noch immer auf den ersten Stich warten müssen ?

In beiden Fällen wären Sie nicht alleine, Impfstolz und Impffrust sind momentan allgegenwärtig, vor allem in Sozialen Netzwerken. Der öffentliche Umgang mit diesen Gefühlen sorgt durchaus auch für Häme. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass beides nicht nur sehr menschliche Reaktionen auf einen Ausnahmezustand sind, sondern auch von großem Vertrauen in die Impfung zeugen. Und davon könnten wir noch deutlich mehr gebrauchen.

Die Impfbereitschaft der Österreicher hat sich laut den Erhebungen für das › Austrian Corona Panel Project ‹ der Universität Wien seit Mai vergangenen Jahres kaum verändert : Nur 47 Prozent geben an, dass sie sich › ehestmöglich ‹ impfen lassen wollen. Besonders skeptisch sehen die Befragten den Impfstoff von Astra­-Zeneca. Der Anteil derer, die sich damit immunisieren lassen würden, liegt mit 23 Prozent sogar unter jenem der Menschen, die den in der EU noch nicht zugelassenen Sputnik V akzeptieren würden (28 Prozent).

Der neue Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein warnt jedenfalls wohl zu Recht davor, dass es Anfang Juni mehr Impfstoff als Impfwillige geben könnte. › Wenn man den Menschen jetzt signalisiert, dass im Sommer die fette Party steigt, löst man den Glauben aus, bis dorthin mit Testen durchtauchen zu können ‹, sagte er etwa der Presse. Genau so werde das aber nicht funktionieren. Wie sich diese Einschätzung mit den ab 19. Mai geplanten Öffnungsschritten verträgt, ließ er freilich offen.

Ob die Wette der Regierung auf eine rasche Beschleunigung der Impfkampagne aufgehen wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Die › Modellregion ‹ Vorarlberg zeigt aber schon, wie riskant sie ist. Wir sind in dieser Ausgabe von DATUM der Frage nachgegangen, warum das Ländle auf seiner Sonderrolle beharrte, als die Zahlen schon längst stiegen.

Im Fokus des Hefts steht jedoch ein Thema, das absolut gar nichts mit der Pandemie zu tun hat – und dennoch von erschreckend zeitloser Relevanz ist : Welche Rolle spielt das Recht bei der Aufarbeitung von Kriegen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ? Was muss gesche­hen, damit das Völ­ker­recht so global wird wie die Fluchtbewegungen aus jenen Ländern, in denen es mit Füßen getreten wird ? Und wie verhindern wir, dass Österreich zu einem sicheren Hafen für Folterer und Völkermörder wird ?

Der frühere Spitzendiplomat Wolfgang Petritsch kämpft seit Jahren mit der NGO › Centre for the Enforcement of Human Rights International ‹ (CEHRI) für ein Ende der Straflosigkeit und hat nun mit uns den vorliegenden Schwerpunkt über das Zusammenspiel von Recht und Versöhnung gestaltet. Besonders gefreut hat uns, dass es dabei auch zu einer lange überfälligen Begegnung mit Alma Zadić gekommen ist. Der SPÖ-Außenpolitiker und die grüne Justizministerin haben sich unter anderem über das Land unterhalten, in dem sie geboren ist und er als Hoher Repräsentant gedient hat : Bosnien-Herzegowina. Das ganze Gespräch über die Lehren aus der Aufarbeitung der Balkan-Kriege lesen Sie ab Seite 30. •

Ich hoffe, Sie haben viel Freude mit diesen neuen Seiten der Zeit !

Ihre Elisalex Henckel

 

 

 

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