„Ein falscher Handgriff ist lebensgefährlich“

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe Juni 2025

Name: Ümit Bozogul, 37

Beruf: Elektrotechniker, Gebäudetechniker 

Wie sind Sie Elektriker geworden? 

Mein Vater ist Elektriker und fragte mich, ob ich in seinem Betrieb arbeiten will. Der Beruf interessierte mich, also sagte ich ja und machte eine Lehre.  

Was genau macht ein ausgebildeter Elektriker eigentlich? 

Das hängt davon ab, in welchem Bereich man arbeitet. Ich bin Gebäudetechniker. Ich sorge dafür, dass der Strom sicher ins Haus kommt. Bis zum Hauseingang ist der Netzbetreiber für den Strom zuständig. Ab der Haustür beginnt mein Aufgabenbereich. Ich installiere Sicherungskästen und Zählerplätze und lege Leitungen. Auch für die Planung und die Kundenberatung bin ich zuständig. 

Wie verlegt man eine Leitung? 

Zuerst müssen wir stemmen. Das heißt: Wir schlitzen die Wand auf und legen einen Schutzschlauch rein. Durch den Schlauch wird das Kabel vom Sicherungskasten bis zur Steckdose gezogen. Danach müssen wir die Wand wieder verputzen. Das nennt man Unterputz-Installation. Es gibt auch Aufputz-Installationen, da liegt das Rohr mit Kabel sichtbar über der Wand.

Kann ich Sie auch anrufen, wenn bei mir mal der Strom ausfällt? 

Klar, wir haben einen 24-Stunden-Störungsdienst. Ich habe zwar einen tiefen Schlaf, aber wenn mein Handy klingelt – und meine Frau einverstanden ist –, stehe ich auch nachts auf und komme vorbei. 

Ist Ihre Arbeit manchmal gefährlich? 

Manchmal müssen wir unter Spannung arbeiten. Ein falscher Handgriff kann dann lebensgefährlich sein. Zwei- oder dreimal habe ich schon einen Stromschlag bei der Arbeit bekommen. Zum Glück immer in einem ungefährlichen Spannungsbereich. Unlängst habe ich eine Photovoltaik-Anlage auf einem sehr schmalen Dach montiert. Wenn man da nicht aufpasst, kann das auch gefährlich werden. 

Wie vermeiden Sie Unfälle? 

Arbeitsschutz ist ein wichtiger Bestandteil meines Alltags. Wenn ich auf einem Dach arbeite, sichere ich mich selbstverständlich mit einem Gurt. Arbeite ich unter Spannung, benutze ich isolierte Werkzeuge. 

Tragen Sie die Verantwortung für die Sicherheit der Menschen, die später im Gebäude wohnen oder arbeiten? 

Ja. Ob alles passt, stellen wir bei einer sogenannten Befundung fest. Die besteht aus drei Schritten. Besichtigung, Erprobung und Messung. Am Beispiel einer Steckdose heißt das: Als erstes kontrollieren wir, dass die Steckdose unbeschädigt ist. Dann probieren wir sie aus, um zu sehen, ob sie fest sitzt. Zum Schluss stecken wir ein Messgerät an, simulieren einen Fehler und prüfen, ob die Schutzmaßnahmen funktionieren. Erst dann können wir das Endprodukt guten Gewissens an den Kunden übergeben. 

Wie viel verdienen Sie als Elektriker? 

Ich werde nach dem Kollektivvertrag bezahlt und verdiene etwa 2.200 Euro netto im Monat.  

Was halten Sie von Pfusch? In Österreich gilt er ja als Kavaliersdelikt.

Pfusch gibt’s auch bei uns in der Branche. Wenn das ein guter Elektriker ist, kann das vielleicht gut gehen. Ich würde aber jedem raten, ein ordentliches Unternehmen zu beauftragen – denn das kann man zur Rechenschaft ziehen, wenn mal was schiefgeht.  

Wie kann man im Alltag am besten Strom sparen? 

Ich rate dazu, auf grüne Energie umzusteigen – und im Alltag mit kleinen Dingen zu sparen: Geräte ganz ausschalten statt auf Stand-by, beim Kochen den Deckel drauflassen, Wäsche an der Luft trocknen. Auch LED-Lampen und der Kauf stromsparender Geräte machen einen Unterschied. •

Zahlen und Daten

Im Jahr 2024 arbeiteten rund 51.933 Personen als unselbstständig beschäftigte Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker. Der Frauenanteil lag bei 16,6 %. Der Fachkräftemangel ist auch in der Elektrotechnik spürbar: Anfang 2022 wurden über 7.000 Elektriker gesucht.

Quelle: WKO 

Der österreichische Energieverbrauch ist 2023 um 7 % gesunken. Gleichzeitig steigt der Anteil erneuerbarer Energien. Diese machten im gleichen Jahr 40,84 % des Bruttoenergieverbrauchs aus.
Quelle: Statistik Austria 

Im Jahr 2022 lag der durchschnittliche Energieverbrauch pro Kopf in Österreich bei 32.968 Kilowattstunden. Am sparsamsten zeigte sich Wien: Die Wienerinnen und Wiener verbrauchten nur etwa 53 % des durchschnittlichen Bedarfs aller Bundesländer.
Quelle: Energiebericht 2024 der Stadt Wien 

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