Im Heizkessel
Die ehemalige Wohnungslose Sabine und das bürgerliche Pensionistenehepaar Moser könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem leiden beide massiv unter der Hitze in Wien. Was müssen wir tun, damit unsere Städte in Zukunft nicht unbewohnbar werden?
Monika und Erwin Moser* wohnen in der roten Zone. Auf der Karte der Wiener Stadtklimaanalyse steht das für ›starke Überwärmung‹. Was es im Alltag bedeutet, merkt das pensionierte Ehepaar, wenn es knapp vor Mitternacht noch 30 Grad in der Wohnung hat. Wenn Frau Moser Herd und Backrohr über den Sommer kaltstellen muss, weil die Hitze sonst noch unerträglicher wird. Wenn Herr Moser wegen seiner chronischen Darmerkrankung und der hohen Temperaturen häufig Durchfall hat.
In ihrer Straße steht kein einziger Baum. Dass Parkplätze entsiegelt werden, um Grünraum zu schaffen, will Monika Moser aber auch nicht: Die beiden Pensionisten bewegen sich in Wien mit dem Auto. Während des Sommers steht die Hitze in ihrer Wohnung, Lüften ist zwecklos. Weil sie es nicht mehr anders aushalten, haben die Mosers sich für die ihnen nächstliegende Lösung entschieden: eine Klimaanlage. Dafür haben sie sogar einen Rechtsstreit mit den Eigentümern des Apartments angefangen, in dem sie wohnen. Deshalb wollen sie ihre echten Namen nicht in der Zeitung lesen.

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