Widerstand, Flut, Feuer, Widerstand
Die deutsche Künstlerin Beate Gütschow reflektiert ihre Rolle als Künstlerin und Aktivistin.
Dystopische Situationen, in denen Menschen an einem Abgrund stehen, menschenleere Landschaften oder ausgestorbene Dörfer – bei diesen Bildern wird erst auf den zweiten Blick deutlich, dass es sich um protestierende Menschenansammlungen, Reste von zivilisatorischen Eingriffen nach einer Flutkatastrophe oder Spuren von Bränden in Wäldern und Landschaften handelt. Ereignisse, die alle in den letzten Jahren nicht irgendwo auf dem Globus, sondern in Deutschland stattgefunden haben.
Erst Wochen nach den Ereignissen kommt Beate Gütschow (*1970) an jene Orte. Sie entwickelt in fotografischen Langzeitstudien Gegenbilder zu den üblichen medial verbreiteten Katastrophendarstellungen. Es sind stillere Bilder, die einen emotionalen und analytischen Zugang ermöglichen. Gleichzeitig ist Gütschow seit 2019 Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung: Hier dokumentiert sie als teilnehmende und aufzeichnende Person Aktionen, Besetzungen und Demonstrationen – eine Innen-Perspektive, die sich zu tagebuchartigen Aufzeichnungen transformiert, die einerseits von Erlebnissen und Begegnungen vor Ort berichten, andererseits die politischen Rahmenbedingungen und den psychologischen Umgang mit der Erderhitzung reflektieren.
Der neue Werkkomplex wirft in unterschiedliche Richtungen Fragen auf: Müssen wir nicht auch in und mit Kunst aktiv etwas gegen die Klimakrise tun? Was passiert, wenn sich künstlerische und aktivistische Pfade kreuzen? •
Beate Gütschow ist Professorin für künstlerische Fotografie an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Sie lebt und arbeitet in Köln und Berlin. Ihre Arbeiten wurden oft ausgestellt und befinden sich u.a. in Sammlungen wie der Guggenheim Collection, New York, Kunsthalle Hamburg, Berlinische Galerie, Kunsthaus Zürich und Metropolitan Museum of Art. Die Arbeiten sind vom 22.3. bis 23.6 2024 im Foto Arsenal Wien zu sehen.
* Felix Hoffmann leitet das Foto-Arsenal Wien, Österreichs neues Zentrum für fotografische Bilder und ›Lens Based Media‹. Das dafür vorgesehene Gebäude im Wiener Arsenal wird noch umgebaut, die Eröffnung ist für Anfang 2025 geplant. Interimistisch findet der Ausstellungsbetrieb im Museumsquartier statt – und im DATUM. Mehr Informationen: www.fotoarsenalwien.at