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› Kleine Galerien haben in der Krise einen Vorteil ‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe November 2020

Name : Sophie Tappeiner, 36

Beruf : Galeristin

 

Warum sind Sie Galeristin geworden ?

Ich habe Kunstgeschichte und BWL studiert, hauptsächlich in London, und dort auch in einem Auktionshaus und einer Galerie gearbeitet. Dabei habe ich entdeckt, dass es mir unheimlich viel Spaß macht, enge Beziehungen zu Künstlerinnen und Künstlern aufzubauen : Denn das ermöglicht ein tie-feres und nachhaltigeres Verständnis der jeweiligen Position, ihrer Denkweise und künstlerischen Praxis. Da es der zunehmend lebendigen Wiener Kunstszene an jungen, internationalen Galerien mangelte, habe ich nach meiner Rückkehr beschlossen, hier eine Galerie zu eröffnen.

Wie verstehen Sie Ihre Aufgabe als Galeristin ?

Ich finde, dass die Arbeit einer Galerie am ehesten mit der einer Agentur verglichen werden kann : Ich will auf internationaler Ebene Sichtbarkeit, Kontext und Unterstützung bieten, die von mir vertretenen Künstlerinnen und Künstler nachhaltig aufbauen und begleiten. 

Ist es für kleinere Ausstellungsräume schwieriger geworden, finanziell zu überleben – vor allem in der Pandemie ?

Kleine Galerien haben in der Krise den Vorteil, dass sie niedrigere Fixkosten haben und flexibler agieren können. Aber wie jedes junge Unternehmen müssen auch sie wachsen, also unter anderem ihren Kundenstamm erweitern. Da das Programm meiner Galerie international ausgerichtet ist, stellen die ausgefallenen Messen eine große Herausforderung dar. Ich glaube, dass die Pandemie den Kunstmarkt nachhaltig verändern wird.

Wie kann man sich Ihre Arbeit mit den Künstlern konkret vorstellen ?

Die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern basiert stark auf Vertrauen und Handschlag. Persönlich wünsche ich mir in meiner Galerie kein hierarchisches Gefälle – egal ob die Künstlerin mehr oder weniger etabliert ist als die Galerie. Denn ich denke, dass für eine erfolgreiche Zusammenarbeit – neben Vertrauen – Kommunikation auf Augenhöhe unerlässlich ist. 

Wie legen Sie den Preis für ein Kunstwerk fest und wie viel verdienen Sie dabei ?

Bei der Festlegung der Preise spielen viele Faktoren eine Rolle, etwa der bisherige Werdegang der Künstlerin: Wo hat sie studiert? In welchen Institutionen hat sie ausgestellt, waren es Einzel- oder Gruppenausstellungen? Werden ihre Ausstellungen in Fachmagazinen besprochen? Auch die Herkunft kann eine Rolle spielen : Künstler können in den USA viel höhere Preise erzielen als etwa in Österreich, weil der Markt einfach größer ist. Als Galeristin investiert man anfangs sehr viel in den nachhaltigen Aufbau junger Künstlerinnen und Künstler. Bei einem Verkauf erhalte ich nach Abzug der Produktionskosten 50 Prozent des Verkaufspreises. Der Umsatz meiner Galerie schwankt von Monat zu Monat so stark, dass ich nicht seriös sagen kann, wie viel ich verdiene. Aber bis jetzt kann ich davon leben. •