Beziehungsarbeit

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Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe Juni 2025

Unter dem Motto ›DATUM will’s wissen‹ ­baten wir unser Publikum vor einigen Wochen via Online-Umfrage um Feedback. Das war auf vielerlei Ebenen eine sinnvolle Übung und eine ganz wunderbare Erfahrung. Sage und schreibe ein Drittel aller Abonnentinnen und Abonnenten nahm an der Umfrage teil. Das ist eine Rücklaufquote, von der man sonst nur träumen kann, und zeigt vor allem, wie fest die Bande zwischen diesem Medium und seiner Leserschaft nach knapp 21 Jahren sind. Nicht, dass wir daran gezweifelt hätten, aber es war eine schöne Bestätigung. Und ein klarer Auftrag für die Zukunft. 

Journalismus ist Beziehungsarbeit. Das Vertrauen in eine Redaktion oder ein Medium ist die Leitwährung in der Aufmerksamkeitsökonomie. Das gilt heute mehr denn je. Denn Vertrauen ist das einzige, das zählt, in einer Welt, in der jederzeit KI-generierte Deepfakes täuschend echt um die Ecke biegen können. Dieses Vertrauen muss man sich hart erarbeiten, immer und immer wieder. Es wird einem nicht geschenkt, kaufen lässt es sich auch nicht. 

Die Frage, wem wir bei unserem Medienkonsum vertrauen, um informiert am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen, wird nicht nur darüber entscheiden, wie der Journalismus in wenigen Jahren aussehen wird, sondern auch darüber, wie es um die liberale Demokratie bestellt sein wird. Ebenso entscheidend ist die Frage, was uns, dem Publikum, aber auch der Werbewirtschaft und letztlich der Politik diese Vertrauenswürdigkeit eigentlich wert ist. Zumindest DATUM ist Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel wert – offenbar viel mehr, als wir derzeit für unser Abonnement in Rechnung stellen. Auch das hat unsere Umfrage ganz deutlich gezeigt: Fast 95 Prozent sind bereit, deutlich mehr für das Abo zu bezahlen. Wir merken also, wir sind zu billig für das, was wir tun.

Schließlich baten wir noch um drei Adjektive, mit denen unsere Arbeit assoziiert wird. Informativ, seriös und unabhängig waren die drei am häufigsten genannten Begriffe. Das passt: Informativ wollen wir sein, seriös ­wollen wir rüberkommen und unabhängig sind wir. Natürlich haben wir auch gefragt, was wir anders machen oder künftig bleiben lassen sollten. Da lautete die häufigste Antwort ›Nix!‹ – aber natürlich kamen auch viele wertvolle Hinweise, die wir in den kommenden Wochen berücksichtigen und in unsere Planspiele für die nächste DATUM-Ära ab ­September einfließen lassen. 

Bis es so weit ist, schwingt Anatol Vitouch weiter das Zepter der Chefredaktion, diesmal mit tatkräftiger Unterstützung: Den Heftschwerpunkt zum Thema Macht konzipierte Eva Weissenberger für uns, die nach sechs Jahren als Kommunikationschefin der Wirtschaftskammer für diese Ausgabe einen Ausflug in ihre berufliche Heimat, den Journalismus, unternahm. 

Übrigens kam von einer Leserin oder einem Leser auf die Frage, worauf wir in Zukunft verzichten sollen, die Antwort: ›Auf eure Bescheidenheit!‹ Ich gebe zu, das wird nicht einfach, aber wie Sie in diesem Editorial vielleicht bemerkt haben: Wir geben uns schon redlich Mühe. •

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Seiten der Zeit!

Ihr Sebastian Loudon

sebastian.loudon@datum.at

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