Das Schlüsselland
Seit Jahrtausenden steht Gaza im Zentrum der Machtkämpfe der Region. Mit einem Plan für die Zukunft des Küstenstreifens steht und fällt die Stabilität des gesamten Nahen Ostens.
Im Prinzip liegt Donald Trump richtig. Es braucht einen Plan für Gazas Zukunft. Dringend. Seine Vision wurde allerdings blitzartig zum Teil des Problems. ›Wir übernehmen das Areal‹, kündigte er Seite an Seite mit dem etwas verdutzten israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu Anfang Februar im Oval Office des Weißen Hauses völlig überraschend an. Selbst den Einsatz von Soldaten wollte er vorerst nicht ausschließen. ›Bevor man da noch weiter plant, sollte man einen Realitäts-Check angehen‹, lautete der Rat des ehemaligen Europa-Kommandanten der US-Army, Mark Hertling, der darauf verwies, dass tausende Fachkräfte nötig sein würden, um einen Wiederaufbau auch nur zu starten, und dass alleine die Kosten, um den Schutt zu entsorgen, bei bis zu 80 Milliarden US-Dollar liegen könnten.
Was dem Immobilien-Mogul außer Dienst als ›Plan‹ vorschwebt, ›eine Luxusriviera im Besitz der USA‹, löste massive Schockwellen aus. Trumps Hochglanz-Visionen für die Zukunft Gazas kaschieren kaum die kaltblütige Ankündigung ethnischer Säuberung. ›Ich habe gehört, dass Gaza den Menschen viel Unglück gebracht hat. Sie leben dort wie in der Hölle. Gaza ist kein Platz zum Leben‹, stellte er fest: ›Sie sollten nie wieder zurückkehren.‹
Gaza ist zweifelsohne ein Notstandsgebiet – doch es steht nicht zum Verkauf. Es ist kein leerer Ort, hier liegen zentrale Wurzeln Palästinas. ›Der Gaza-Streifen gehört unserem Volk‹, stellte Riyad Mansour, palästinensischer UN-Botschafter in einer Reaktion auf Trumps brachialen Vorstoß fest: ›Es ist kein Gratisland, an dem sich jeder, dem danach ist, bedienen kann. Diese Zeiten sind vorbei.‹ Doch das Land ist havariert, die Menschen sind ausgezehrt. Wie viele der Krieg gegen die Terroristen der Hamas bereits das Leben gekostet hat, ist schwer einzuschätzen. Laut einer vom Fachmagazin The Lancet im Jänner 2025 veröffentlichten Studie dürften mehr als 64.000 Menschen gestorben sein, zwei Drittel davon Frauen und Kinder sowie Menschen über 65 Jahre. Die Lebenserwartung ist von durchschnittlich 75 Jahren auf knapp über 40 gesunken. Selbst einfachster Wohnraum fehlt. Pro Quadratmeter ist der Boden mit 200 Kilogramm Schutt bedeckt, 50 Millionen Tonnen sind es insgesamt, haben Berechnungen von Fachleuten der Vereinten Nationen ergeben. Das Ausmaß der Zerstörung des Krieges nach dem Terror des 7. Oktober 2023 gilt als das heftigste der jüngsten Geschichte.

Wörter: 2329

Lesezeit: ~ 13 Minuten
Diesen Artikel können Sie um € 1,50 komplett lesen
Wenn Sie bereits Printabonnentin oder Printabonnent unseres Magazins sind, können wir Ihnen gerne ein PDF dieses Artikels senden. Einfach ein kurzes Mail an office@datum.at schicken.