Faszinierende Frühgeschichte
Die Forschung über menschliche Urgeschichte wandelt sich. Skelette muskulöser Menschen, die Wissenschaftler einst für männlich gehalten hatten, wurden durch DNA-Analysen als weibliche Skelette erkannt. Frauen in frühzeitlichen Gesellschaften waren wohl doch nicht nur Sammlerinnen und Hüterinnen des Heims, sondern auch Jägerinnen. Das Leben der Nomaden insgesamt war nach aktuellem Stand der Wissenschaft egalitärer, entwickelter, kollaborativer und friedlicher, als bisher von vorwiegend männlichen Forschern angenommen.
In Ulli Lusts informativem Sachbuchcomic ›Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte‹ bündelt die Autorin aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Sozialleben in dieser Zeit. Frauenstatuetten im Stil der Venus von Willendorf (und antisemitische Töne bei ihrer Entdeckung) spielen darin ebenso eine Rolle wie die Jagdriten zeitgenössischer Nomadenvölker, anthropologische Forschung zur Menstruation und die Frage, inwieweit Geschichtsschreibung eine Projektion des aktuellen Zeitgeistes beinhaltet. Ulli Lust, die durch ihre klug erzählten autobiographischen Graphic-Novels ›Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens‹ über ihre Jugend als Punk im Wien der 1980er und ›Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein‹ bekannt wurde, schafft auch in diesem Comic interessante Querverbindungen zwischen den Epochen und Erzählebenen. So bleibt der Comic trotz seiner 250 Seiten unterhaltsam und mit sanfter Ironie verfeinert. Und eine Fortsetzung erscheint dann schon im kommenden Jahr.
Ulli Lust: Die Frau als Mensch.
Am Anfang der Geschichte
Reprodukt 2025