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Am Rande des Wutausbruchs

DATUM Ausgabe September 2024

›Polarisierte Gesellschaften, rechts gegen links, Stadt gegen Land‹ tönt es seit Jahren aus den westlichen Medien. Doch wie sieht so eine Polarisierung im Alltag aus? Welche Auswirkungen hat eine gespaltene Politik auf das Zusammenleben der Menschen? Pünktlich zur Nationalratswahl lohnt sich ein Blick auf den ungarischen Film ›Explanation for Everything‹, der beim Filmfestival in Venedig 2023 den Orizzonti-Preis gewann.

Ábel, ein Maturant aus Budapest, hat Schwierigkeiten, sich auf seine mündliche Prüfung vorzubereiten. Der Vater, ein autoritärer, frustrierter Architekt, hat hohe Erwartungen an den verträumten Sohn, und prompt bringt Abel kein Wort bei seiner Prüfung heraus. Seinem Vater gegenüber beschuldigt Ábel den eitlen, linken Geschichtelehrer, dass dieser ihn wegen politischer Ressentiments habe scheitern lassen. Durch Zufälle, Gerüchte und Tratsch stößt eine ambitionierte, rechtsnationale Journalistin auf die Geschichte und veröffentlicht einen Artikel. Prompt wird Ábels Matura zu einem landesweiten Skandal, der eine Eigendynamik entwickelt, die für die Beteiligten zunehmend beklemmend wird.

›Explanation for Everything‹ ist eine vielschichtige Parabel über relative Wahrheiten, flapsige und dreiste Lügen, politische Stereotype und die Gefangenheit des Einzelnen in seinen sozialen -Positionen. Der Film zeichnet das Panorama einer Gesellschaft am Rand des Wutausbruchs und beobachtet klug und aufschlussreich, wie Kontroversen oberflächlich, in Summe nachhaltig eskalieren.

Explanation for Everything

132 min, Regie: Gábor Reisz, ab 27. September 2024 im Kino

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