›Der Fummel gibt mir Kraft‹
Drag Queen Tamara Mascara über Geister, Make-up und Performance.
Die Journalistin und Moderatorin trifft Menschen und befragt sie über ihr Leben.
Wir drucken die Antworten ab.
›Drag gibt dir eine Freiheit, die du als Privatperson nicht hast.‹
›Ich bin aus der Gay-Szene auf die kommerzielle Schiene gekommen und mache jetzt Events für wirklich große Firmen. Auch konservative Firmen wie Anwaltskanzleien.‹
›Ich habe einmal in einem Interview erwähnt, dass es in meiner Altbauwohnung gespukt hat, seitdem habe ich mehrere E-Mails von Ghost Huntern bekommen. Total lustig, ich beantworte das alles aber nicht, weil ich diese Präsenz in meiner Wohnung nicht zu sehr herausfordern will.‹
›Einer Hausfrau vom Land würde ich so erklären, was ich tue: Wir machen Party, aber ein Teil unseres Partymachens ist es, sich fertig zu machen, und dann erst Party zu machen.‹
›It’s the fantasy what the people pay for.‹
›Malen ist nichts anderes als nasses Zeichnen.‹
›Ich bilde mir ein, bei meinem Uropa im Altersheim Prater gab es einmal eine Travestieshow, die ich peripher miterlebt und mich sehr gewundert habe.‹
›Meine erste Perücke war Pippi Langstrumpf.‹
›Wenn ich meine ersten Youtube-Videos anschaue, wird mir ganz schlecht.‹
›Ich habe Freunde, die machen mein Botox, meine Filler und meine Laserbehandlungen.‹
›Manchmal ist der Abend insgesamt für den Arsch. Einmal musste ich mich in einem Backstage-Bereich fertig machen – wenn man dort an der Wand angekommen ist, hat man einen elektrischen Schlag bekommen.‹
›Ich bin sehr enttäuscht von Conchita Wurst, weil sie mit einem Ex-FPÖ- und jetzt ÖVP-Minister auf den Opernball gegangen ist.‹
›Als Mann im Fummel erlebe ich selbst die teilweise extreme und unterschwellige Diskriminierung von Frauen.‹
›Drag ist wie eine Schnittstelle, die alles interessanter macht und die Person umhüllt wie ein Geheimnis.‹
›Eine Make-Up-Kanone wäre wirklich cool! Einstellung: Nutte!‹
›Dafür ist mir mein Gesicht zu schade, dass ich mich jetzt irgendwo prügel. Ist aber auch schon vorgekommen.‹
›Der Fummel gibt mir irrsinnig viel Kraft.‹
›Ein heißer Tipp, den ich jeder Newcomer-Dragqueen mitgebe: Nur Drag zu machen ist zu wenig.‹
›Wie ich merke, dass alles in bester Ordnung ist? Na ja, die Haare sitzen, der Lippenstift ist matt.‹
Tamara Mascara, Jahrgang 1987, heißt ohne Fummel Raphael und arbeitet als Visagist, Modedesigner und Event-Veranstalter. Die Wienerin Mascara hat nach einer Ballettausbildung an der Staatsoper die Modeschule Hetzendorf absolviert. Für ihr nächstes Event schlüpft sie in die Rolle einer anderen Queen: Kaiserin Sisi.