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›Ich bin gespannt, was da noch kommt‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe April 2020

Name : Dominik Lackner, 35
Beruf : Fahrradkurier in Wien

Sind Sie hauptberuflich Fahrradkurier?
Derzeit schon. Ich habe vor drei Jahren bei ›Mjam‹ be­gonnen, bin heute in Vollzeit angestellt.

Wie verändert sich Ihr Beruf in Zeiten von Corona?
Weniger, als man glauben möchte. Der Kontakt mit dem Restaurant und Kunden läuft anders ab, das macht die Ar­beit an sich schwieriger. Dafür ist das Fahren leichter, weil auf den Straßen merklich weniger los ist.

Sind Sie in diesen Tagen gerne Fahrradkurier?
Auf jeden Fall. Der Job ist wichtiger geworden, weil viele Leute nicht die Möglichkeit haben, selbst einkaufen zu gehen oder sich selbst ein Essen zu machen. Das motiviert zusätzlich.

Was motiviert Sie im normalen Berufsalltag, fernab der Coronakrise?
Der sportliche Anteil ist groß, der Verdienst ist nicht schlecht, vor allem durch Trinkgelder. Man lernt Menschen kennen, unter­schiedliche Gastronomie und die Stadt.

Die Pandemie-Maßnahmen bedeuten Einbußen für die Gastronomie – können Lieferdienste den Schaden dämpfen?
Ich denke, dass man zumindest einen guten Teil davon abfangen kann. Derzeit ist das noch nicht der Fall, weil die rechtliche Situation ungeklärt ist.

Es ist also noch nicht geklärt, ob Lieferdienste ihre Arbeit im selben Ausmaß fortführen können?
Es geht bei diesen Fragen etwa darum, ob wir zu den Restaurants Zugang haben oder nicht. Auch bei der Essensübergabe kommt es zu Missverständnissen, weil Richtlinien nicht klar kom­muniziert wurden.

Fühlen Sie sich persönlich verunsichert aufgrund der Pandemie?
Ich studiere nebenbei Mikrobiologie und kenne mich mit der Materie aus, das hilft psychisch. Ich nehme die Sache natürlich ernst, aber bin nicht sonderlich beunruhigt.

Nehmen Sie – wie etwa Lieferdienste des Roten Kreuzes – einen Anstieg der Anfrage wahr?
Nein, aber wir sind zuversichtlich, dass es noch dazu kommt. Viele Leute sind wohl noch mit ihren Hamsterkäufen beschäftigt. Aber wahrscheinlich – hoffentlich – werden die Leute in den nächsten Tagen zu Hause bleiben, und unsere Aufträge werden sich häufen.

Wieviel verdienen Sie?
Ich bin Ridercaptain, das heißt, ich verdiene etwas über dem Kollektivvertrag, den wir seit diesem Jahr haben. Das sind dann etwa 1.600 € brutto. Plus Trinkgelder, aber das ist relativ variabel.

Trinkgelder werden wohl weniger geworden sein, jetzt wo die Bargeldzahlung untersagt ist?
Ja, durchaus. Dafür ist die Übergabe kreativer geworden. Leute warten vor der Tür oder kleben Zettel an den Türrahmen. Ich bin gespannt, was da noch kommt. •