›Macht allein bringt gar nichts‹
Josef Pröll kommt aus einer einflussreichen Familie, bekleidete hohe Regierungsämter, ist Manager im Raiffeisen-Verband – und steht nun als Chef des Fußball-Bundes wieder in der Öffentlichkeit. Mit datum spricht er über ein Thema, das man in Österreich sonst meidet: Macht.
Herr Präsident – beinahe hätte ich meine erste Frage mit dieser Anrede eingeleitet, denn Sie sind seit Mitte Mai Chef des Österreichischen Fußball-Bundes. Nun heißt die Funktion aber erstmals Aufsichtsratsvorsitzender. Klingt das nur so oder bedeutet das, dass Sie weniger Macht haben als Ihr Vorgänger?
Die Machtfrage habe ich mir gar nicht gestellt! Die Bezeichnung spielt auch keine Rolle für die Aufgaben, die zu lösen sind: zu professionalisieren und sportliche Erfolge zu ermöglichen; gemeinsam mit dem Vorstand dafür Sorge zu tragen, dass die Dinge effizienter werden, dass Ruhe einkehrt im Aufsichtsrat – früher: Präsidium. Und eben einen Vorstand einzurichten wie in einem modernen Wirtschaftsunternehmen. Das ist der Grund, warum ich mir vorstellen konnte, das zu machen. In alten Fahrwassern weiter, das hätte mich nicht interessiert. Meine Führungsaufgabe ist es, diese Veränderung in der Übergangszeit nicht nur zu moderieren, sondern zu gestalten.
Das passt zur Definition von Macht frei nach Max Weber: einen Willen gegen Widerstände durchzusetzen. Wie definieren Sie Macht?
Macht ist Begeisterung und Überzeugung. Anders können wir in einer liberalen, demokratischen Gesellschaft, genauso wie in Unternehmen, Macht nicht wirksam einsetzen. Macht zu haben, das allein bringt gar nichts. Das geht eine Zeit lang gut, autoritär oder gar brachial das selbst gesetzte Ziel erreichen zu wollen, hat mittel- und langfristig aber keine Wirkung. Ich habe schon früh erkannt: Ohne die Fähigkeit, andere zu begeistern und zu überzeugen, ist Macht nicht erfolgreich durchsetzbar.

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