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›Die Mieten steigen und den Menschen bleibt immer weniger‹

Ist Wohnen noch leistbar? Ein Gespräch über Betongold, Obdachlosigkeit und schwarz-blaue Wohnpläne.

Interview:
Stefan Apfl
·
Fotografie:
Florian Rainer
DATUM Ausgabe Februar 2018

Die Menschenschlange an diesem Jännervormittag ist so lange wie der Eingangsbereich selbst, und der ist sehr lang. Seinen Kunden, von Woh­nungslosigkeit bedrohten oder betroffenen Menschen, bietet das Neunerhaus in Wien-Margareten neben Unterstützung bei der Herbergssuche medizinische und sozialarbeiterische Versorgung. Die Woh­nungs­losenhilfe, ja, das klingt zynisch, aber so sagen sie das hier selbst, ist eine Wachstumsbranche. Wir nehmen im Besprechungsraum neben dem Foyer Platz: ein langer Tisch, raumhohe Milchglasscheiben, eine Küchenzeile. Die eine Dame und die drei Herren kennen einander. Immobilienwirtschaft, Wohnbaubankwesen, Gemeinnütziger Bau, Wohnungslosenhilfe – man arbeitet, wenn auch mit rigoros unterschiedlichen Gestaltungsspiel­räumen und Gehältern ausgestattet, schließlich in der­selben Branche. Und findet sich vor denselben großen Fragen wieder.

Ist Wohnen noch leistbar?
Riessland: Die Frage ist: leistbar für wen? Während wir in der Gruppe mit höheren Haushaltseinkommen eine ganz gute Versorgungssituation haben, muss man sagen: Ja, in den unteren Bereichen gibt es heute vor allem in Ballungszentren wie Wien große Schwierigkeiten bei der Leistbarkeit.
Schmidinger: Ihre Frage kann man eindeutig mit Ja beantworten: Wohnen in Österreich ist leistbar. Über die Gesellschaft verteilt haben wir eine Einkommensbelastung von 22 Prozent, die in den vergangenen fünf Jahren um ein Prozent gestiegen ist.

Die Einkommensbelastung gibt an, wieviel Prozent ­meines Einkommens ich fürs Wohnen ausgebe?
Schmidinger: Genau. Gleichzeitig gibt es in den vergangenen Jahren gewaltige Veränderungen am Wohnungsmarkt. Besonders betroffen von der Frage nach Leistbarkeit sind Menschen im untersten Einkommensviertel, die immer wieder in neue Wohnsituationen gedrängt werden. Das kann wegen Arbeitslosigkeit sein, wegen Krankheit oder Trennung von einem Partner. In Österreichs Ballungszentren wie Wien, Salzburg, Innsbruck haben in den vergangenen Jahren zudem Wanderungsbewegungen stattgefunden, wie wir sie die vergangenen 65 Jahre nicht gekannt haben. Das stellt uns vor völlig neue Herausforderungen, über die man ehrlich reden muss.

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