Früher oder später
Der Gouverneur
Wenn ich einmal, nein, nicht reich wär’, O je wi di wi di wi di wi di wi di wi di bum, nein, wenn ich einmal ein Casting-Büro hätte und ich suchte aus diesem tiefen Grunde den Darsteller eines Operndirektors, ich wüsste, wen ich nähme. Nein, nicht den, der für die Staatsoper bereits vorgesehen ist. Der bereits Bestellte ist jedem Anschein nach auf einer ordentlichen Bühne als Direktor interessant, aber vielleicht doch ungeeignet (und nur für eine solche Bühne und für so schillernde Persönlichkeiten arbeite ich im Traum).
Ich kenne Bogdan Roščić, den vorgesehenen Operndirektor, allerdings nur daher, dass er als Juror der sogenannten ›TV-Casting-Show Starmania‹ wirkte, wo sich seine Urteile ebenso belanglos wie aufgeblasen anhörten, sodass ich fürchtete, der Mann, der musikwissenschaftlich über Adorno dissertiert hat, sucht in der Kulturindustrie keineswegs seinesgleichen, sondern er ist wie alle anderen Bosse dort, nämlich eine gut dotierte linke Hand der Industrie.
Nein, mein Operndirektor mit garantierten, vertraglich ausgehandelten Szenen am Opernball wäre ganz ein anderer, aber auch einer, der in Österreich seit einiger Zeit einen dicken Posten besetzt hält. Auf seinem Posten hat er gleich mit einem ›Reinigungsprozess‹ begonnen, wie das geborene Operndirektoren ja ebenso tun. Mein Casting-Favorit wollte ein paar ihm missliebige Leute rauswerfen, fortschicken, degradieren – ganz so, wie das die Gottbegnadeten in der Chefetage tun müssen, schließlich sollen sie sich im Kreise ihrer Untergebenen wohlfühlen. Hat nicht geklappt, denn da hoch oben in der Nationalbank sitzen ebenfalls nur Leute, die politische Parteien im Rücken haben, von denen sie – je nach Rückenwind – eingesetzt oder abgesetzt werden. Dafür hat man den Rechtsstaat, dafür nämlich, dass nicht jeder dahergelaufene Tyrann sofort nach Willkür reüssiert.
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