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›Respektieren wir die Skepsis‹

Die Philosophin Herlinde Pauer-Studer über aktuelle Dilemmata wie Impfpflicht, Assistierten Suizid oder Leihmutterschaft – und mehr Gelassenheit in der Genderpolitik.

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Fotografie:
Stefan Fürtbauer
DATUM Ausgabe Oktober 2021

Immer wieder hört man, die Pandemie funktioniere wie ein Brennglas, das gesellschaftliche Verwerfungen plötzlich deutlich sichtbar macht. Erlebt das eine Philosophin genauso ?
Pauer-Studer: Absolut. Auf allen Ebenen wird Widersprüchliches sichtbar.

Worauf blicken Sie seit der Pandemie mit besonderem Interesse?

Da ist zunächst einmal die politisch-staatliche Ebene. Die Pandemie ist eine globale Herausforderung für alle Staaten, also auch für alle unterschiedlichen Staatsformen. Und in der Diskussion erleben wir oft das Argument, dass autoritäre Regime besser mit der Pandemie zurechtkommen als demokratische. Das stimmt, wenn überhaupt, nur sehr vordergründig.

Inwiefern?
Was Demokratien ge­genüber autoritären Staatsformen auszeichnet, ist der offene Diskurs, und genau der ist ja für die Bewältigung der Pandemie extrem wichtig. Zunächst ist ein offener Austausch zwischen den ­medizinischen und naturwissenschaftlichen Expertinnen und Experten wichtig, die das Problem erst einmal auf wissenschaftlicher Ebene erfassen müssen – dabei sind demokratische Systeme schon einmal im Vorteil. Das gilt auch für die Reflexion und das Eingeständnis von Fehlern. Ein autoritäres Regime, das alle Meinungen kontrollieren will, lässt keine Ursachenforschung zu.

Auch in Demokratien übernimmt niemand gern Verantwortung für Fehler.
Das stimmt schon, aber durch die freie Meinungsäußerung und einen öffentlichen Diskurs ist man schon eher gezwungen, einen Fehler einzugestehen. Und dieses öffentliche Dazulernen, auf globaler und auch auf regionaler Ebene, ist meiner Meinung nach eine Voraussetzung, um dieser wirklich großen Herausforderung begegnen zu können.

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