Sittenbild eines Systems

DATUM Ausgabe März 2025

Der vorläufige Schlusspunkt des Falles Pilnacek versetzte am 20. Oktober 2023 das ganze Land in Aufregung: Der einst sehr mächtige, später suspendierte Sektionschef im Justizministerium war tot in einem Seitenarm der Donau aufgefunden worden. Bald schien festzustehen, dass es sich um Suizid handelte, auch wenn die Umstände – Pilnacek war offenbar im -Flachwasser ertrunken – schon damals Fragen aufwarfen.

Nach rund einem Jahr Recherche, deren Ergebnisse Peter Pilz häppchenweise auch immer wieder auf seiner Plattform zackzack.at veröffentlichte, publiziert der Ex-Politiker, Korruptionsexperte und Medienmacher mit ›Pilnacek – Der Tod des Sektionschefs‹ nun die gesammelten Früchte seiner Investigativarbeit. Das Ergebnis ist dicht, bisweilen spannend wie ein Krimi, manchmal auch etwas unübersichtlich und redundant wie ein internes Recherchedokument.

Vor allem aber wird einem bei Pilz’ Schilderung, was im Fall Pilnacek von den Ermittlungsbehörden alles unternommen beziehungsweise unterlassen worden sei, um die Ersteinschätzung ›Suizid‹ nur
ja nicht ernsthaft überprüfen zu müssen, erst so richtig bewusst, in was für einer offenbar korrupten Bananenrepublik wir in Österreich auch ganz ohne einen Kanzler Kickl schon die längste Zeit leben.

Beweise für ein Fremdverschulden am Tod des Sektionschefs kann Pilz im Buch zwar nicht liefern, dafür aber ein bestürzendes Sittenbild zwischen per Weisung ›daschlogenen‹ Fällen, via Bunsenbrenner beseitigten Beweismitteln – und jener spurlos verschwundenen ›Lebens-versicherung‹, die der Tote in Form eines USB-Sticks doch eigentlich Tag und Nacht bei sich trug.

›Pilnacek: Der Tod des Sektionschefs‹

von Peter Pilz, ZACK Media GmbH

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