Indiz ist oft die Wäscheleine

Es ist finster geworden. Die Demonstranten sind aus dem Stadtzentrum Lissabons abgezogen. Zweieinhalb Kilometer vom Startpunkt der Demonstration entfernt, funkelt es vor einem Fenster. ›Uma Casa para viver‹ (›ein Haus zum Wohnen‹) steht mit Glitzer-Klebeband auf dem Plakat, das an der Hausmauer herunterhängt. Daneben Herzen und der Abdruck einer Kinderhand. 

Die fünfjährige Maria und ihre Mama haben das Bild mit dem Slogan der Kundgebung gestaltet. Sie bangen beide, dass sie die nächste Mieterhöhung nicht mehr mitmachen können. ›Unser Vertrag wurde glücklicherweise erst im September verlängert, aber er gilt immer nur ein Jahr lang‹, sagt Francisca Campos. 420 Euro bezahlen sie für die winzige Wohnung, keine 30 Quadratmeter groß: Sie teilen Küche, Bad und das Wohnzimmer, in dem beide schlafen. Gemeinsam mit Meerschweinchen Viktoria, das das Mädchen stolz zeigt. 

›Maria braucht schön langsam wirklich ein eigenes Zimmer. Wir machen alles in dem einen Raum‹, erklärt die alleinerziehende Mutter. Ist die Kleine ins Bett gebracht, kann sie sich nur in der Küche aufhalten. Campos arbeitet als Ballettlehrerin. Für das Studio, in dem sie unterrichtet, muss sie weitere 390 Euro berappen. Außerdem gibt sie Stunden in einer privaten Musikschule. Ist diese von Anfang Juli bis Ende September geschlossen, geht sie zusätzlich putzen. ›Ich arbeite hart, aber das Günstigste, was ich bisher gefunden habe, kostet 850 Euro – zu viel für mich allein mit Maria. Es ist eine schwierige Zeit‹, sagt sie.