›Jeder kann sich als Teil vom Tagada fühlen‹
Harald Hahn, 37, ist Tagada-Rekommandeur im Wiener Prater.
Wie lange arbeiten Sie schon im Tagada-Geschäft?
Seit 1997 beschäftige ich mich damit. Von 2002 bis 2013 war ich auf der Reise, seit 2014 bin ich da im Prater.
Was heißt ›auf der Reise‹?
Wir unterscheiden hier: Entweder ist man fix im Prater oder man ist unterwegs, fährt zum Beispiel zum Welser Volksfest oder nach Linz zum Urfahraner Markt.
Wie funktioniert das Tagada?
Es gibt die Drehbewegung über den Drehstrommotor und die Hüpfbewegung über pneumatische Zylinder. In der Kassa kann ich beides stufenlos steuern. Wenn einer das neu lernt, tut er sich sehr schwer, als würde er Autofahren lernen.
Was ist am Tagada so besonders?
Die Leute können sich aktiv am Geschehen beteiligen. Wenn ich mich in das neue Speedwave, das sie da hinten aufgestellt haben, reinsetze, dann ist das ein super Fahrgeschäft, aber es macht immer dasselbe. Das Tagada ist eines der wenigen Geschäfte, die man wirklich mit der Hand steuern muss. Du kannst keinen Computer programmieren, der dir das automatisiert fährt.
Was sind die Voraussetzungen für einen guten Tagadalenker?
Die Berufsbezeichnung heißt Rekommandeur. Das Wichtigste ist, dass man ein Gespür hat für die Leute. Ich muss erkennen: Schreit das kleine Kind jetzt aus Spaß oder weil ihm etwas weh tut oder weil es Angst hat? Beim Tagada gehört unbedingt auch dazu, dass ich eine gute Show mache, gute Musik spiele. Gerade im Prater haben wir viele Stammgäste, manche kommen täglich. Jeder kann sich als Teil vom Tagada fühlen, das gefällt den Leuten. Wir merken das, weil sehr viele wiederkommen. Und das ist für mich das Schönste, wenn sie wiederkommen. Wie für einen Künstler der Applaus.
Gibt es im Prater eine Konkurrenz unter den Fahrgeschäften?
Ja und nein. Natürlich, jeder ist sich selbst einmal am nächsten, keine Frage. Aber letztendlich, wenn’s ums große Ganze geht, ist man im Prater schon eine Familie und hält zusammen.
Welche sind die am stärksten besuchten Tage?
Unser Haupttag ist traditionell der erste Mai. Die letzte Schulwoche und die Sommerferien sind so die stärkste Zeit. Wenn’s schon warm ist, kann es in den Osterferien auch schon ganz gut laufen. Das ist immer wetterabhängig.
Was macht man im Winter?
Pause. Ich bin hauptberuflich Lokführer, das Tagada ist mein Zweitjob. Einer, der bei uns arbeitet, macht den Winterdienst für die Stadt Wien. Einige im Prater gehen aber auch zum AMS.
Wie viel verdienen Sie als Tagada-Rekommandeur?
Ungefähr zehn Euro in der Stunde. Es ist halt sehr saison- und wetterabhängig. Wenn einer wirklich viele Überstunden macht, kommt er auf 1.000 bis 2.000 Euro, so als Richtwert. Allerdings: Wenn’s drei Tage regnet, dann ist zu, dann verdient auch keiner was.
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