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Wie es ist … über René Benko zu berichten

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Fotografie:
Konstantin Mikulitsch
DATUM Ausgabe April 2024

Es klingt vielleicht verwunderlich, aber ich träume immer wieder von René Benko. Seit sechs Jahren recherchiere ich zur Signa und ihm, persönlich getroffen habe ich Benko aber noch nie. Das scheint mein Unterbewusstsein etwas zu stören. Deswegen interviewt es ihn im Traum. 

Begonnen hat diese Recherche, die gerade mit dem Kollaps des Signa-Imperiums ein Ende nimmt, bei der Plattform Addendum. Meine Kollegen Rainer Fleckl, Christoph Leher­mayr und ich bekamen damals regelmäßig den Tipp, bei der Signa in die Tiefe zu bohren. Zuerst einmal lasen wir alles, das jemals über Benko geschrieben worden war. Dann durchforsteten wir Firmen- und Grundbuch, um zu verstehen, wo überall die Signa aktiv war und wer in sie investierte. 

Als wir unsere Recherchen damals veröffentlichten – die Intransparenz, die fehlenden Funktionen Benkos in seinem Unternehmen, das volatile ­Geschäftsmodell – wollte das von den Profiteuren des Benko-Netzwerks kaum jemand hören. Dabei hätten Investoren schon ab dem Erscheinen ­unserer Texte 2019 wissen ­können, auf welch wackligen Beinen die Signa stand.

Benko hingegen war angefixt. Er klagte uns durch Sonne und Mond. Mit Hilfe unseres Addendum-Anwalts haben wir alles bereinigen können, der Druck durch diese SLAPP-­Klagen war aber enorm. Wir mussten Anwaltstermine in den Redaktionsalltag integrieren, von der nervlichen Belastung ganz zu schweigen. In der Zeit bin ich etliche Kilometer auf der Prater Hauptallee gelaufen und habe auch den einen oder anderen Negroni gebraucht. Aber im Endeffekt haben mich die Signa-Klagen davon überzeugt, weite­rzu­graben. Wer so schnell klagt, hat etwas zu verbergen. 

Über die Jahre baute ich mir ein Netzwerk von Personen, die der Signa nahestehen, auf. Die Mitarbeiterfluktuation im Unternehmen war stark und viele gingen im Bösen. Linkedin half bei der Suche nach solchen Personen. Andere traten via ­Anwälte oder Mittelsmänner an mich heran. Manche wussten viel, andere weniger. Sie hatten aber alle das Gefühl, weder Politik, Justiz noch Medien nehmen sich des Themas an. Also sprach ich mit ihnen. Angelogen wurde ich dabei tatsächlich nie.

Kommunizieren, egal ob ­digital oder in Person, musste ich natürlich mit Vorsicht. Ich habe mehrmals – unabhängig von Signa – im Umfeld von Nachrichtendiensten recherchiert. In dieser Zeit bekam ich Tipps, wie ich meine Gespräche und geleakte Daten am besten verschlüssele. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, nur so viel: Es hat sich trotzdem so angefühlt, als wäre ich bei meinen Recherchen nicht ganz allein.

Bei News veröffentlichten mein Kollege Rainer Fleckl und ich unsere Recherchen, weil die News-Chefredakteurin Kathrin Gulnerits den Mut und den Weitblick hatte, voll auf dieses Thema zu setzen. Als wir mit den Enthüllungen begannen, wussten wir von einigen der großen Geschichten noch gar nicht. Auch die Gusenbauer-Verträge kamen erst im Laufe der Zeit zu uns.

Geklagt, wie einst bei Addendum, hat uns die Signa bisher nicht. Im Vergleich zu anderen Medien berichten wir auch nur über den Unternehmer René Benko, nicht über sein Privat­leben. Das interessiert uns schlichtweg nicht. Leute lesen gern relevante Geschichten, das haben unsere Texte bewiesen. In Zukunft sehe ich mich also nicht mehr nur das Thema Benko weiterrecherchierend, sondern auch in der Medienkonzeption. Uns als Gesellschaft wird Benko aber noch viele Jahre beschäftigen. •

Sebastian Reinhart (38) arbeitet als Journalist beim Magazin News. Gemeinsam mit Rainer Fleckl hat er jahrelang zu René Benko recherchiert. Ihr Buch ›Inside Signa – Aufstieg und Fall des René Benko‹ erscheint am 20. April bei edition a.

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