Wie Trump, nur klüger

Ron DeSantis wird bereits als nächster US-Präsident gehandelt. Was seine Selbstinszenierung über den Republikaner verrät, analysiert der Kommunikationswissenschaftler Robert Hariman.

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Fotografie:
Rebecca Blackwell /AP/picturedesk.com
DATUM Ausgabe Dezember 2022/Jänner 2023

Ein Großspender der Republikanischen ­Partei, Dan Eberhart, beschreibt Ron ­DeSantis als ›wie Trump, nur klüger und ­disziplinierter‹. Politische Klugheit hat er ­jedenfalls bewiesen. Der wiedergewählte Gouverneur Floridas ging aus den Midterms als einer der klaren Sieger hervor. Er konnte seinen demokratischen Herausforderer mit mehr als 20 Prozentpunkten übertrumpfen und wird nun ­bereits als aussichtsreicher ­republikanischer Präsidentschaftskandidat gehandelt. Damit gilt er als größter Rivale Trumps in der eigenen Partei. Inhaltlich trennt die beiden wenig. DeSantis steht für eine ­rechtskonservative Linie, führte ein Abtreibungsverbot in Florida ein und verbannte LGBTQ-Themen aus den Schulen.

Und auch die Symbolik ist ähnlich. Das Foto zeigt DeSantis vor einer übergroßen USA-Flagge mit Frau und Kindern. ›Damit setzt er die zwei großen Säulen des Konser­vatismus in den Vordergrund: Flagge und ­Familie‹, erklärt Robert Hariman, der sich als Kulturwissenschaftler mit der US-Politikszene auseinandersetzt. DeSantis kreiere bewusst eine Welt der Vergangenheit. Die Kinder seien angezogen wie in den 60er-Jahren, so der Wissenschaftler. Das signalisiere ein ­Zurück zu den Werten von damals im Kontrast zur postmodernen Gesellschaft. ›Man sieht im heutigen Amerika keine Kinder in diesem Alter in Anzügen. Wir leben in einem Land, in dem Leute in Mickey-Mouse-Shirts auf Beerdigungen gehen‹, sagt Hariman ­lachend. Der Gouverneur und seine Frau Casey hingegen symbolisieren die disziplinierte Familie, verpflichtet, ihre Kinder zu gesetzestreuen Bürgern zu erziehen. Die Rollenverteilung der beiden Eltern unterstreicht dieses konservative Familienbild. Casey lächelt breit und freundlich im Hintergrund. Währenddessen richtet Ron den Blick fokussiert nach vorne. ›Er ist der wirkliche Akteur und sie die klassisch-feminine Stütze des Mannes‹, erläutert Hariman.

Mit dem Ziel, das konservative Amerika anzusprechen, setzt auch Trump in seiner ­Inszenierung stark auf Flagge und Familie. Trotzdem gebe es in der Selbstdarstellung der beiden Republikaner einen klaren Unterschied, der DeSantis als ›den Besseren‹  ­erscheinen lasse, erklärt Hariman. Dieser ­Unterschied liege in der Präsentation der US-Flagge auf dem Bild. ›Es ist nicht nur eine Flagge, es ist der gesamte Hintergrund‹, analysiert Hariman. Während bei Trumps Inszenierungen zahlreiche Flaggen mit dem Schriftzug ›Trump‹  zu sehen sind, prangt hinter DeSantis allein das Sternenbanner in Übergröße. Was das ausdrückt: Trump konzentriert sich in erster Linie auf sich selbst, DeSantis auf das Land. ›Im Gegensatz zu Trump gibt sich DeSantis nicht als Diktator‹,  interpretiert Hariman und betont die strategische Klugheit dieser Inszenierung. Damit gewinne DeSantis nicht nur den rechten Flügel, sondern auch die ›moderaten Republikaner‹  für sich. Der Kulturwissenschaftler hält es gar für wahrscheinlich, dass DeSantis mit dieser Strategie 2024 ins Weiße Haus einziehen wird. Zumindest, falls die Demokraten es nicht schaffen, einen geeigneten Gegenkandidaten an den Start zu bringen. ›Biden konnte Trump besiegen, doch von ­DeSantis würde er zerquetscht.‹ 

 

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