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Ein Leben im Tag von … Philipp Jelinek

Der Moderator von ›Fit mit Philipp‹ über Kalorien, Gerichtsvollzieher und warum er mit Bäumen spricht.

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Fotografie:
Hans Steiner/ORF
DATUM Ausgabe Oktober 2023

Um 5:15 Uhr läutet mein Wecker, und dann beginnt mein morgendliches Ritual. Das heißt, ich stehe auf, gehe raus in den Garten und trinke ein Glas Wasser. Dann begrüße ich meine Jungs. Da sind der kleine Philipp, die Angst, der Selbstwert, die Hilflosigkeit, die Sicherheit und das Vertrauen. Wir sind ein Team. Manchmal klatschen wir ab, manchmal umarme ich alle. Dann beginne ich meine Atemübungen, halte die Handflächen nach oben und spüre die Energie. Dabei sage ich, dass es mir gut geht, ich gesund bin und bedanke mich beim Universum. 

Ich habe lange dafür gekämpft, dort hinzukommen, wo ich jetzt bin. Ich hatte Panikattacken, Depressionen und ging lange in Therapie. Oft war das Geld knapp. Ich weiß, wie es ist, wenn der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. Es gab Momente, in denen ich dachte, ja, jetzt ist er da, der große Durchbruch. Dann ging alles wieder den Bach runter. Aber ich bin immer wieder aufgestanden und habe
alles gegeben.

Mittlerweile bin ich 55 und habe meine eigene Morgenshow. Von ­meinem Zuhause in Klosterneuburg aus fahre ich mit der Vespa oder dem Auto über die Höhenstraße Richtung Küniglberg. Das dauert je nach Verkehr bis zu einer Stunde. Ich genieße die Wälder, den Raureif, die Sonne. 

Um acht Uhr komme ich dann meistens im ORF-Zentrum an. Meine Sendung ist so gut wie immer live – außer ich bin im Urlaub oder mal kränklich. Mein Team besteht aus ­Jugendfreund und Sporttherapeut Schmali, Physiotherapeutin Elke, ­Medizinerin Heide und meiner rechten Hand Susi. Die Übungen – zur Zeit rund 130 – setze ich immer wieder neu zusammen. Mir ist wichtig, dass die Menschen meine Motivation spüren und sehen, dass mir ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden am Herzen liegen. Ich gebe immer hundert Prozent vor der Kamera. Auch wenn es mir ­einmal schlecht gehen sollte.

2003 ist mein Vater verstorben. Um 14 Uhr am Nachmittag. Fünf Stunden später bin ich in der Wiener Stadthalle gestanden und habe vor 8.000 Leuten ein Motorsport-Event moderiert. Der Papa wäre normalerweise vorm Fernseher gesessen und hätte mir zugeschaut. Deswegen habe ich es durchgezogen. Seitdem weiß ich, dass ich ein Profi bin. Aber als die Show aus war, bin ich nach hinten gelaufen und habe geplärrt wie ein Schlosshund.  

Nach meiner ORF-Show stehen immer wieder Besuche in Schulen, ­Kindergärten, Altersheimen oder in Einrichtungen für Menschen mit be­sonderen Bedürfnissen an. Mir ist es ein echtes Anliegen, dass die Menschen gesund, fit und selbstständig mobil altern und Kinder sich wieder mehr bewegen. Ich selbst mache abseits der Sendung etwa zehn Stunden in der Woche Sport. Krafttraining, Radfahren oder Laufen, Schwimmen. Im Winter Langlaufen und Skitouren gehen.

Ich weiß, dass ich wie jemand wirke, der nur Action und Power braucht. Aber ich liebe die Ruhe, um Energie zu tanken. Ich spaziere zum Beispiel durch den Wald, umarme dort meinen Baum und stelle mir vor, wie ich mich mit meinen Füßen im Boden verwurzle und mit der Natur eins bin. Manchmal rede ich auch mit den Bäumen, und sie freuen sich mit mir. Ich weiß, das klingt irre.

Am frühen Abend, so gegen fünf, manchmal auch später, essen meine Frau Manuela und ich gemeinsam. ­Übrigens, sie kocht hervorragend. Man könnte auch sagen, Liebe geht durch den Magen. Wir ernähren uns so gut wie möglich gesund, aber ­Kalorien zähle ich nicht. Sicher nicht. Klar könnte ich mich optimieren, aber ich will ja auch leben.

Um circa 22 Uhr gehe ich dann ins Bett. Bevor ich einschlafe, sage ich nochmals danke. Ich lasse mir bewusst die positiven Gedanken des Tages durch den Kopf gehen. Wenn ich so einschlafe, wache ich am nächsten Tag auch wieder gut gelaunt auf. •

Philipp Jelinek (55) ist Moderator beim ORF. Seit der Covid-19-Pandemie hat er seine eigene Morgenshow ›Fit mit Philipp‹ (9.10 Uhr, ORF 2), mit der er Österreichs Bevölkerung in Bewegung hält. Mittlerweile turnen täglich bis zu 200.000 Menschen vor den Fernsehern mit ihm.

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