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Editorial

DATUM Ausgabe Oktober 2017

Liebe Leserin, lieber Leser,

beim kindlichen Fangenspiel gab es einen Ort, an dem man nicht gefangen werden konnte. Wir nannten ihn: das Leo. Es war ein Ort der Sicherheit, der dazu diente, sich zu sammeln, seine nächsten Schritte zu planen. Um das Leo zu wissen, hat den kreischenden Schrecken des Spiels erst erträglich gemacht. Wir hier nennen diesen Ort heute: das DATUM. Von hier gehen wir in die Welt hinaus, um zu fragen und wahrzunehmen, um zu verstehen, was das alte Normal ist und was das neue.

So lautete die spontan-patscherte Antwort auf die entwaffnende Frage: Was ist das eigentlich für euch, das DATUM? Gestellt hatte sie ein zehn-, elfjähriges Mädchen, das jüngst in unserer Redaktion zu Besuch war.

Denn manchmal kommt die Welt auch zu uns. Sie kommt meist in der Person von Autorinnen und Autoren wie etwa Christoph Franceschini. Mit ihm sprachen wir über sein Reinhold-Messner-Interview, in dem der Extrembergsteiger vor einer schwarz-blauen Regierung warnt (S. 26). Sie kommt in Form von Eva Konzett und Gabriele Scherndl, mit denen wir das wenig bekannte Dilemma diskutierten, vor das Bio-Eigenmarken die Kunden stellen (S. 16). Oder sie kommt in Form von Jakob Pallinger, der uns über das blühende Geschäft mit österreichischen Youtube-Stars aufklärte (S. 62). Und manchmal kommt die Welt da draußen in Form von
DATUM-Abonnentinnen zu uns, Landhauptschullehrerinnen, die für ihre Schüler eine Wien-Tour organisieren, zu dessen Stationen ein Besuch in unserer Redaktion gehört.

Die Kids machten das, was eigentlich unser Job ist: die richtigen Fragen stellen. Was wir überhaupt machen? Wodurch wir uns von den anderen Medien, die sie kannten – Heute und Österreich – unterscheiden? Und warum wir das eigentlich machen?

Liebe Leserin, lieber Leser, die vorliegende Ausgabe markiert den Jahrestag unseres Neustarts. In diesem Jahr haben wir jeden Monat aufs Neue einen Versuch unternommen: mit tiefgehenden Geschichten, Gedanken und Gesprächen hinter die Kulissen der medialen Aktualitätsbühnen vorzudringen. Anders gesagt: Wir haben journalistische Qualität gewagt. Nichts anderes als ein Wagnis ist es, finanziell wie professionell, unabhängigen Printjournalismus zu betreiben, der umfassend sein will in der Recherche und relevant im Inhalt, elegant in Sprache und Optik.

Wir tun dies aus einem einfachen Grund: Wir halten es für richtig. Mit dieser Überzeugung stehen wir nicht alleine. Wir teilen sie mit den dutzenden Menschen, die im vergangenen Jahr Texte und Illustrationen, Recherchen und Fotos beigesteuert haben, die uns mit ihren Ideen, ihrer Zeit, ihrem sprichwörtlichen Herzblut unterstützt haben. Und wir teilen diese Überzeugung mit Ihnen, den Tausenden Leserinnen und Lesern, die uns das wichtigste schenken: Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Vertrauen. Ihnen allen darf ich in unserem Namen danken.

So in etwa haben wir das auch den Kids erzählt, also ohne den Dank und weniger pathetisch. Zum Abschied drückten wir ihnen ein paar Hefte in die Hand, sagten etwas von wegen: Lernt was G’scheits, nehmt nicht alles für bare Münze, was im Internet steht, und zieht euer eigenes Ding durch. Dann zogen sie hinaus in die Welt und ließen uns zurück im Leo.

Von dem aus darf ich Ihnen viel Vergnügen wünschen bei der Lektüre der Seiten der Zeit,

Ihr Stefan Apfl
stefan.apfl@datum.at