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Es war nicht alles schlecht an Gusenbauer

Über alte und neue Kanzler.

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Interviewter:
Rainer Nowak, Chefredakteur ›Die Presse‹
DATUM Ausgabe Oktober 2016

Mit Milch und Zucker?
Ohne Zucker, mit kalter Milch. Kalte Milch, weil es schneller geht.

Wie viele am Tag?
Sieben, acht. Ein Arzt hat mir erklärt, dass es einen Lebernutzen von Kaffee gibt, weil sich Alkohol und Kaffee aufheben. Eine glatte, aber hübsche Lebenslüge.

Erinnert an die SPÖVP-Regierung.
Die ist wie eine Ehe, deren Partner ­einander dutzende Mal betrogen, verprügelt, mit Scheidung bedroht haben und nur noch wegen der Kinder zusammen sind.

In dem Bild wäre das Kind der Staat?
Oder wir Steuerzahler. Bis auf ein paar Ausnahmen wollen und können die handelnden Personen nicht mehr miteinander. An der Basis wollen die Roten lieber mit den Blauen, die Schwarzen sowieso.

Bis Jahresende läuft Mitterlehners Ultimatum. Was halten Sie davon?
ÖVP-Ultimaten verstreichen meistens ohne großes Ergebnis. Kam es deshalb doch zu einer Neuwahl, wie 1995 oder 2008, hat die Volkspartei verloren.

Wann tritt Kurz nach vorne?
Wenn die Neuwahl steht.

Kern und Kurz waren unlängst zur selben Zeit in New York. Sie kennen beide. Können sie miteinander?
Gut bis nicht. Gut, weil sie im Umgang professionell und slick sind. Nicht, weil sie einander zu spüren geben, dass sie den jeweils anderen als ihren Hauptkonkurrenten empfinden.

Der neue UN-Sonderbeauftragte für Jugendarbeitslosigkeit, Werner Faymann, war zeitgleich in New York.
Kurz hat ihm sogar geholfen, den UN-Job zu bekommen. Ich finde es prinzipiell okay, wenn jemand wie Faymann eine Tätigkeit bekommt, wo er seine Erfahrungen einbringen kann. Es ist ein gutes Signal für andere Politiker. Ob der Job so wichtig ist, sei dahingestellt.

Altkanzler Gusenbauer ist ein enger Berater von Kern. Die Presse trieb ihn während seiner Amtszeit durchs Dorf.
Da haben wir Werner Faymann schlechter behandelt. Von Gusenbauer gab es doch die dynamische …

… solidarische Hochleistungsgesellschaft.
Genau. Das waren Aussagen, die auch der Presse gefallen haben. Es war nicht alles schlecht an Gusenbauer. (lacht)

Auf wen hört Kurz?
Kurz hat ein exzellentes Kabinett, vielleicht eines der besten in Österreich. Und er holt sich Rat bei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Zum Beispiel?
Zum Beispiel von einem international erfolgreichen Künstler, von dem ich nicht weiß, ob ich ihn outen darf. Aber beide, Kurz und Kern, haben medial ein Glaskinn. Beide werden überdurchschnittlich positiv dargestellt, fühlen sich aber ungerecht behandelt.

Wie äußert sich das?
Der eine schickt den Pressesprecher, der andere ruft selbst an. Was prinzipiell beides in Ordnung ist. Das gehört zum Job.

Welcher von beiden ruft an?
Kern.

Duzen Sie einander dann?
Ja, ich kenne ihn von einer zufälligen privaten Begegnung vor seiner Kanzlerschaft. Das ändert aber nichts.

Vom Du gibt es kein zurück.
Das ist mir nur einmal im Leben gelungen. Eine Weihnachtsfeier von ­Haider. Ich war ein junger Journalist und habe zweimal abgelehnt. Beim dritten Mal und dem zweiten Schnaps hat mich ein Kollege gefragt, ob ich was Besseres sei, weil ich so herumzicke. Es seien doch alle Journalisten am Tisch mit Haider per du. Also nahm ich an. Meine damalige Freundin war furchtbar empört. Ich habe ihn dann einfach wieder gesiezt.