„Wir sind alle extrem tierlieb“
Name: Melina Haring, 32
Beruf: Herpetologische Tierpräparatorin
Warum schneiden Sie hauptberuflich Tiere auf?
Als ich 14 Jahre alt war, machte ich einen Onlineberufstest und Tierpräparatorin stand auf Platz eins. Damals dachte ich: Oh Gott, was bin ich für ein Freak? Ein paar Jahre später kam ich drauf, dass meine erste Ausbildung nichts für mich war. Ich erinnerte mich an den Test und machte ein Praktikum beim Naturhistorischen Museum, dann eine dreijährige Lehre.
Wie präpariert man ein Tier?
Im Naturhistorischen Museum, wo ich arbeite, nutzen wir verschiedene Methoden. Mit Alkoholpräparaten können wir Tiere für die nächsten tausend Jahre erhalten. Außerdem machen wir Bälge, also konservieren nur Haut und Federn. ›Ausstopfen‹ sagen wir nicht mehr, heute nähen wir die Haut auf ein gebautes Modell. Oft bereiten wir auch nur das Skelett auf. Dafür haben wir unter anderem Kisten voll mit afrikanischen Speckkäfern, die das Fleisch von den Knochen nagen. Für jedes Tier nehmen wir eine DNA-Probe, das ist wichtig für die Forschung. Wir machen mehr für Wissenschaftler als für Museumsbesucher. Nur fünf bis sieben von rund 500 frisch toten Tieren werden zu Präparaten für die Ausstellung.
Wie lange dauert das Präparieren?
Das ist unterschiedlich. Es gibt viele einzelne Schritte. Das Trocknen gebalgter, also abgezogener Haut dauert mindestens zwei Wochen. Dann kommt die Nachbearbeitung. Ich verberge die Schnittstelle und bessere aus. Tiere, die sterben, weil sie alt und krank sind, sehen meistens nicht besonders gut aus.
Wie kommt Ihr Beruf bei anderen an?
Meistens interessiert er die Leute. Als ich noch gedatet habe, meinte einmal einer, meine Arbeit würde ihn stören, denn er sei Veganer. Zum Glück hat er mich nicht jetzt kennengelernt. Denn jetzt habe ich unter anderem einen -konservierten Turmfalken, ein Eichhörnchen und das Haupt einer Gams zu Hause. Alle selbst angefertigt. Ich habe auch Haustiere, aber die würde ich nie präparieren.
Warum nicht?
Das ist mir zu makaber. Wenn jemand zu uns kommt und möchte, dass wir seine Katze präparieren, raten wir davon ab.
Könnten Sie auch mich präparieren?
Ja, aber mit einem ganzen Menschen mache ich das natürlich nicht. Wir bekommen allerdings schon einige Anfragen von Privatpersonen und haben zum Beispiel ein tätowiertes Stück Haut, Nippel oder eine Vorhaut konserviert.
Wie viel verdienen Sie im Monat?
Als ausgelernte Gesellin verdiene ich 2.157,55 Euro netto. Wir haben keinen Kollektivvertrag, weshalb ich sehr um dieses Gehalt kämpfen musste. Davor habe ich eher wenig bekommen.
Warum ist das so?
Der Job ist in der Öffentlichkeit massiv unterrepräsentiert. Und viele machen ein Geheimnis aus ihrer Arbeit und aus dem, was sie verdienen.
Welches Missverständnis über Ihren Beruf würden Sie gern endgültig aus dem Weg räumen?
Dass wir Tiere umbringen und nicht mögen. Wir sind alle extrem tierlieb. Deswegen machen wir das auch. Wir wollen Sachen für die Zukunft erhalten. Einige unserer Präparate sind von Tieren, die
bereits ausgestorben sind. Und wer weiß, wie lange es noch Orang-Utans oder Thunfische gibt. •
Zahlen und Daten
Stand Ende 2024 gibt es in Österreich 99 aktive Präparatoren. Die meisten von ihnen sind in Tirol tätig. Dort arbeiten Stand 2024 22 Präparatoren. In Wien gibt es derzeit nur einen selbstständigen Präparator.
Österreichweit gibt es zwei Lehrlinge. Die Anzahl der Lehrlinge hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Quellen: WKO