Ein Leben im Tag von … Anna Strigl

Die Influencerin über Haare, Selleriesaft und abgelehnte Aufträge.

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Fotografie:
Anna Strigl
DATUM Ausgabe Juni 2023

Beim Aufwachen ziehe ich erst einmal meine Schlafmaske runter. Früher bin ich spätestens um 6:30 Uhr aufgewacht, weil ich in meiner Wohnung keine Jalousien, dafür aber eine sehr breite Fensterfront habe. Mit Schlafmaske stehe ich jetzt meistens nach acht Uhr auf und torkele ins Bad. Meine Haare schäle ich aus einer ­Seidenhaube, die ich in der Nacht trage, damit sie am Morgen nicht ­komplett verknödelt sind. So spare ich mir eine Viertelstunde beim Bürsten. Das Handy ist in meiner Morgen­routine ›off-limits‹, das berühre ich in den ersten vier Stunden meines Tages gar nicht.

Zuerst mache ich immer den Haushalt. Währenddessen trinke ich im Halbstundentakt einen halben Liter Zitronensaft, dann einen halben Liter Selleriesaft und schließlich einen Smoothie. Ich kann schlecht arbeiten, wenn die Wohnung messy ist, deshalb erledige ich am Vormittag die lang­weiligen Aufgaben. Diese Langeweile tut auch gut und hilft mir, mich auf das Kreative einzulassen. Denn danach wird mein Tag sehr abwechslungsreich.

Wenn ich Videos für meine Social-Media-Kanäle erdenke, lasse ich mich von dem treiben, was mich gerade ­persönlich beschäftigt. So ist das extra authentisch. Hin und wieder kritisiert mein Management die wenigen Fixpunkte in meiner Woche. Dass eben nicht drei Videos zum Thema Haare und zwei zum Thema ›Realness‹ fix ­geplant sind. Natürlich gibt es immer irgendwelche Termine: Calls, Lesungen oder Drehs für Kooperationen. Gerade deshalb bin ich so freiheits­bedürftig. Zu viele fixe Stationen reißen mich aus meinem Flow.

Aber bin ich im Flow, kann ein Video auch mal in einer halben Stunde fertig sein. Normalerweise brauche ich zwei bis fünf Stunden, und wenn ich für den Dreh irgendwo hinfahre, den ganzen Tag. Als One-Woman-Show mache ich Regie, Kamera, Drehbuch, Schnitt. Alles von A bis Z. Im Moment versuche ich mindestens ein Video pro Tag zu veröffentlichen. Dafür bin ich täglich circa sechs Stunden am Handy. Während ich mein Buch geschrieben habe, gingen sich nur zwei Videos die Woche aus. Das war ein Struggle, denn meine Videos sind wie Kinder für mich. In letzter Zeit sind es manchmal drei pro Tag, weil ich mir bewusst Zeit nehme. Gepostet wird um 17 Uhr, das ist Prime-Time. 

Der Begriff Influencer trifft auf mich aber nicht wirklich zu. Ein Influencer hat nur sich und nicht seinen Impact im Blick. Ich lehne mehr Werbean­fragen ab, als ich annehme. Beispielsweise habe ich auf hohe fünfstellige Beträge verzichtet, weil ich nicht
Coca-Cola oder Red Bull an meine junge Zielgruppe vermarkten wollte. Das geht sich mit meiner Vorbild­funktion nicht aus.

Die meisten übersehen, dass ich ein Unternehmen angemeldet habe, Umsatzsteuer zahle und selbstständig bin. Nach außen sieht es aus, als ob ich ein paar lustige Videos drehe und Fotos mache. Aber es ist Teil des Jobs, dass es leicht wirkt. In Wirklichkeit höre ich meist erst um 20 Uhr mit der Arbeit auf.

Bis 23 Uhr ist bei mir dann ein Loch, wenn ich nicht noch am Schnitt sitze. Da mache ich dann etwas, wofür mir sonst die Zeit fehlt: Youtube-Videos schauen. Ich bin halt ein richtiges ­Internetkind. Oder ich mache Selfcare-Activities: Haare bürsten, Stadt-Land-Fluss spielen, wenn Besuch da ist, oder Serien schauen. Schlafen gehe ich rund um Mitternacht. Ich schalte mein Handy auf Flugmodus und genieße kurz die Stille. Dann Schlafmaske drauf und gute Nacht.